Erster Angriff auf die Männergruppe

Da waren’s nur noch 196: Schering beruft als erstes DAX-30-Unternehmen eine Frau in den Vorstand

BERLIN taz ■ Die Zeiten des exklusiven Herrenclubs sind vorbei: Bislang tummelten sich in den diversen Vorständen der 30 DAX-Unternehmen 197 „Wirtschaftsführer“. Doch nicht mehr lange: Schering hat als erstes deutsches Großunternehmen eine Frau in den Vorstand geholt. Beim Berliner Pharmakonzern gehört ab September die Niederländerin Karin Dorrepaal mit zur obersten Konzernetage. Sie wird für die Diagnostik-Sparte und die Beschaffung verantwortlich sein.

Die 43-Jährige ist selbst Medizinerin und arbeitete mehrere Jahre am holländischen Zentrum für Krebsforschung, bevor sie 1990 zum internationalen Unternehmensberatungsmulti Booz Allen Hamilton wechselte. Von hier stammt auch der Kontakt zu Schering.

Vormachen sollte frau sich aber nichts: Die restlichen 196 DAX-30-Vorsteher bleiben – Männer – und Deutschland im internationalen Vergleich ziemlich schwach. In den USA verzeichnet die Fortune 500-Liste bei mehr als der Hälfte der Unternehmen weibliche Vorstände oder GeschäftsführerInnen, lediglich 39 der 100 im britischen FTSE-Index gelisteten Firmen haben keine Frau „on board“. Ganz an der Konzernspitze stehen aber auch in den USA und Großbritannien im seltensten Fall Frauen: Majorie Scardino, Chefin des Medienkonzerns Pearson, ist die britische Ausnahme, die große USA steuert auch nur ganze zwei Chairwomen & CEOs bei: Carly Fiorina, Vorstandvorsitzende bei Hewlett-Packard, und Pat Russo, Chefin des Telekommunikationsunternehmens Lucent Technologies. In der zweiten Reihe finden sich dann aber deutlich mehr Frauen: Betsy Holden ist seit Januar 2004 Marketing- und Entwicklungschefin beim Nahrungsmittelgiganten Kraft Foods, bei Pepsi Co ist seit langem Indra Nooyi als CFO für die Finanzen zuständig. Beim Mischkonzern General Electric verantwortet Charlene Begley den Bereich Transport/Verkehr. Der Kosmetikkonzern Avon (Slogan: „The company for women) hat gleich drei Frauen im Vorstand, beim Putzmittel- und Pampers-Riesen Procter & Gamble sind es zwei – und hier kann sich die bisher für den Geschäftsbereich „Global Baby Care“ zuständige Vorstandsfrau Deborah A. Henretta nach Berichten des US-Wirtschaftsmagazin Forbes demnächst Chancen auf den Topjob ausrechnen.

In Deutschland stellen Frauen gerade einmal elf Prozent des gesamten Managements – dabei sind mittlere Positionen weit unterhalb der Vorstandsebene eingerechnet. Zuletzt erschien die Entwicklung geradezu rückläufig: Bei der Citibank hatte im Mai überraschend Deutschlandchefin Christine Licci gekündigt – kurz nach der Kür zur Managerin des Jahres 2003 durch die Wirtschaftswoche. Immerhin: Liccis Posten übernahm – die Amerikanerin Sue Harnett. STG