Nessie Voscherau

Ex-Bürgermeister wird als Sommerthema von Medien für SPD-Spitzenkandidatur ins Gespräch gebracht und sonnt sich in seinem offiziellen Schweigen

Kein Sommerloch kann tief genug sein, als dass nicht irgendwie in diesen Tagen Henning Voscherau daraus hervorlugt. Der SPD-Politiker ohne Geschäftsbereich lanciert in bewährter Zusammenarbeit mit einzelnen Medien der Stadt – unter denen sich seit Tagen besonders die WELT hervortut – seinen ohnehin seit eh und je bekannten Willen, in dieser Stadt irgendwie wieder wichtig zu sein. Nachdem er durch seine bewährt überhebliche Art als Olympia-Beauftragter des Senats nicht unerheblich zum Scheitern der Hamburger Bewerbung beigetragen hatte, wartet nun das nächste Projekt darauf, von ihm zuschanden geritten zu werden. Und das soll das Projekt Rückeroberung der sozialdemokratischen Macht im Rathaus sein.

WELT und NDR bringen den früheren Bürgermeister in diesen Tagen wiederholt als möglichen Spitzenkandidaten der SPD für die Bürgerschaftswahl ins Gespräch, während der Betroffene selbst sich offiziell in beredtes Schweigen hüllt. SPD-Sprecher Christoph Holstein kann leicht genervt zwar nur darauf hinweisen: „Es gibt mehrere Politiker im SPD-Landesverband, die das Zeug zum Spitzenkandidaten haben“, doch das nützt nichts. Die Spekulation ist in der Welt, und was daran das Allerschlimmste ist: Man traut es dieser Hamburger SPD gar zu, dass sie das Amt dem 61-Jährigen Frühpensionär, der neun Jahre Stadtoberhaupt war, tatsächlich zuträgt.

SPD-General und Landeschef Olaf Scholz reibt sich in Berlin auf, Ex-Wirtschaftssenator Thomas Mirow fehlt das Charisma, und danach wird es schon sehr dünn. Als mögliche Alternative wird auch Bürgerschaftspräsidentin Dorothee Stapelfeldt gehandelt, die in ihrem Amte aber auch noch keine öffentlichkeitswirksamen Meriten sammeln konnte.

Aber ein Trumpf wartet für die Sozialdemokratie denn doch noch im Hintergrund. Wenn schon alte Schlachtrösser, dann richtig. Wir entnehmen dem Hamburger Abendblatt, dass Ex-Bundeskanzler Helmut Schmidt sich von seiner Herzattacke aus dem Vorjahr ja sehr gut erholt haben soll. PETER AHRENS