NEUE PLATTEN
: Musik mit dem gefühlten Cowboy-Hut, unter dem hübsch Deutsch gesungen wird: Das Cowboy Kollektiv hat seit Debüt vorgelegt

Cowboy Kollektiv (Trikont / Indigo). Release-Konzert 15. Juli, Kingkongklub, Brunnenstr. 173

Das Cowboy Kollektiv sind Steffen Krüger und Oliver Gimpel, die aus der Nähe von Kassel kommen und auf eine solide Vertrautheit bauen dürfen. Schließlich datieren sie den Beginn ihrer Freundschaft auf Mitte der 70er-Jahre, und da waren die beiden gerade mal im Krabbelalter. Seit 1989 machen sie zusammen Musik, seit 1994 wohnen sie in Berlin. So viel an Gemeinsamkeit. Eine vertrauensbildende Maßnahme, die auch in der Musik der beiden zu hören ist.

Seine Lieder verfasst das Cowboy Kollektiv dabei in etwa so, wie man als Kind den Cowboy spielt, und das macht man auch weniger aus der präzisen Kenntnis des Wilden Westens heraus, sondern aus einer Karl-May-Lektüre und weil man vielleicht mal ein Poster mit Buffalo Bill gesehen hat. Deswegen klingen die beiden nicht wirklich nach der Grand Ol’ Opry oder Nashville. Was diejenigen bereits wissen, die den beiden vielleicht schon mal in einer Berliner Kneipe begegnet sind, ihre Lieder singend, die das Cowboy Kollektiv auch vor wenigen Monaten erst in einer Demoversion vorgelegt hat. Jetzt veröffentlichen sie ihr Debüt bei dem Münchener Label Trikont, wo man ja ein großes Herz für Musik mit dem gefühlten Cowboyhut hat.

Im Vergleich zu dem Demo hat sich dabei wenig geändert. Es gibt ein paar neue Lieder, ein paar Tonspuren wurden neu bespielt. Weiter aber sind die Lieder in einer entblößenden Schlichtheit gehalten, was auch erst einmal das Schöne an dieser Platte ist, diese Einfachheit, nur das Geklampfe von zwei Gitarren und zwei Stimmen mit den okayen deutschen Texten, die in den Refrains mit ihren Uuuhs fast in einen Jodel kippen. Halt Lieder, die genauso unprätentiös sind, wie wenn sich einer in kleiner Runde die Gitarre schnappt und am Küchentisch seine singt, als Vignetten eines Lebens, das nun wirklich nicht am Abgrund steht, aber doch auch seine Eintrübungen kennt. Nicht zynisch und nicht sarkastisch und nicht wehleidig, sondern einfach normal, was durchaus mal herzrührend sein kann, weil man diese dunkle, zerschmetterte Verzweiflung wie bei einem Townes van Zandt (den die beiden übrigens ganz außerordentlich schätzen) gar nicht auf Dauer aushält.

Das hier sind also keine schwer beladenen Lieder, und sie sind auch nicht frohlockend bunt. Eher in so einem lichten Holzfurnierbraun, in dem das Cover gehalten ist der Platte, bei der dann weniger schön ist, dass es immer bei dem schlicht gehaltenen Geklampfe bleibt und deswegen mit den einander recht ähnlich angelegten Liedern die Spannung schon schlapp durchhängen kann. Diese Problemzone verweist so schließlich auf eine Tradition, in der das Cowboy Kollektiv doch fester steht als in der von Michael Hurley oder der Carter Family (Namen, die natürlich als Referenzsystem hier angegeben sind): nämlich Peter Burschs Gitarrenbuch, Werner Lämmerhirt oder auch der junge Hannes Wader. Der deutsche Folkschlager. Mit dem vom Cowboy Kollektiv an den Schluss ihrer CD gestellten Song „Distanzen“ aber gehört ihnen wieder das ganze Herz: So hübsch brennt da ein kleines Lagerfeuer auf dem Küchentisch. THOMAS MAUCH