Lärm um Tempelhof

Airlines legen Übernahmeangebot vor. Sie rechnen schon im ersten Betriebsjahr mit einem Millionen-Plus

In Tempelhof ansässige Fluggesellschaften wehren sich weiter gegen die Schließung des Flughafens zum 31. Oktober. Die Linien Germania und Windrose Air konkretisierten gestern ihr Interesse, den Flughafen selbst zu betreiben, und legten ein konkretes Übernahmeangebot vor. Sie erwarten schon im ersten Betriebsjahr ein Plus von 2,2 Millionen Euro. Beide Linien wollen Tempelhof betreiben, bis der Flughafen Schönefeld ausgebaut und voll verfügbar ist.

Die Kalkulation der Linien widerspricht der Position der staatlichen Berliner Flughafengesellschaft (BFG) und des rot-roten Senats, Tempelhof mache Millionen Miese. Die Schließung ist Teil der rot-roten Verkehrspolitik, den Flughafen Schönefeld zum einzigen Berliner Flughafen zu machen. Die Luftfahrtbehörde gab jüngst ihr Okay zu einer Schließung Ende Oktober.

Germania-Geschäftsführer Wolfgang Vieweg sagte der taz, die dba, Hapag-Loyd und Air Berlin würden das Vorhaben als „Freunde“ unterstützen. Ob sie sich auch an einer Betreibergesellschaft beteiligen, „ist noch nicht ausgekegelt“, so Vieweg.

Die Senatsverwaltung für Stadtentwicklung, der die Luftfahrtbehörde angegliedert ist, bestätigte allein den Eingang eines Schreibens. Zu dessen Inhalt und der Forderung der Linien, nun müsse sich der Senat erklären, mochte Sprecherin Petra Rohland vorerst nichts sagen: „Wir werden uns in den nächsten Tagen erklären.“ Vize-Senatssprecher Günter Kolodziej sagte, der Senat halte an seinem Ziel von Schönefeld als alleinigem Flughafen fest. Bei einer Umfrage hatten sich jüngst 48 Prozent der Befragten für den Erhalt von Tempelhof ausgesprochen.

STEFAN ALBERTI