Die Achse des Mix – von Tobias Rapp

Come again, Selecta

Eigentlich braucht diese wunderbare Compilation natürlich niemand. Wie jede andere Musik auch, kann man sich jedes dieser Stücke auch selbst aus dem Netz herunterladen: ineinander hängen, fertig. Selbst eine so obskure Gruppe wie die Sam Brothers Five dürfte man mittlerweile in irgendeiner Tauschbörse finden. Das Problem ist nur: Woher soll man wissen, dass es sie gibt? Und hier macht eine Compilation wie „Partykeller“ des Münchner DJs Florian Keller den schönsten Sinn: Anders als die meisten Compilations, die Musik vergangener Zeiten präsentieren, beschränkt Keller sich eben nicht auf einen bestimmten Stil oder eine bestimmte Epoche. Er zerrt einen von einer dunklen Ecke seiner Plattensammlung in die nächste. Hier ein noch nie gehörtes, rares Reggaestück wie „Uptown Top Rankin“ von Altea & Donna, dort eine Discoperle wie Chansons „Don’t Hold Back“, aber auch der Stax-Klassiker „Born Under A Bad Sign“ von Ellen McElwayne gesungen zur akustischen Gitarre. Disco, Funk, Boogie, HipHop – 14 wunderbare Stücke vermischt Keller, als wolle er dem Ehrennamen, dem man dem DJ auf Jamaika zu geben pflegt, besondere Ehre zukommen lassen, ein Selecta zu sein nämlich. Eine sorgfältige Auswahl hat Keller getroffen, einer der wenigen deutschen Vinyljäger, der von den britischen Meinungsführern dieser Zunft ernst genommen wird.

V. A.: „Partykeller“ Compost Records

Sing it, DeeJay

Immer wieder ist es eine Freude, die jeweils neue Ausgabe der DJ-Kicks-Reihe des Berliner !K7-Labels in der Hand zu halten. So unterschiedlich die DJs sind, die sie bespielen, so verlässlich ist die Güte ihrer Mixe. Und der Überblickscharakter, der DJ-Mix-CDs ja ohnehin zu Eigen ist, wird auf das schönste durch den generellen Überblickscharakter gedoppelt, den diese Reihe vermittelt. Wenn es einer DJ-Mix-Reihe gelungen ist, dem DJ den Rang des Künstlers zuzusprechen, dann dieser. Wobei Erlend Oye es eigentlich gar nicht nötig hätte, ist er doch die eine Hälfte des norwegischen Neo-Folk Duos Kings Of Convenience, die auch gerade ein neues Album herausgebracht haben. Aber auch für seinen DJ-Kicks-Mix setzt Oye seine Stimme ein. Er veredelt sein Minimal-House-Set durch einen besonderen Gimmick: Er singt. Über ein Stück singt er ätherische Zeilen der Pet Shop Boys „Always On My Mind“, über ein anderes Stück intoniert er gar den alten Gassenhauer „Venus“. Ansonsten hangelt sich Oyes Mix sehr schön durch den gegenwärtig im In- und Ausland hoch gehandelten mitteleuropäischen Minimal-House-Sound. Von Stücken des Kölner Kompakt-Labels bis zum unvermeidlich-großartigen Ricardo Villalobos. Zurückhaltend und somit perfekt wie ein Mix-CD sein kann, die ja nicht im Club, sondern zu Hause laufen soll.

Erlend Oye: „DJ-Kicks“, !K7 Records