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: Warum bleibt Murdoch am Ball?

Nein, um Keith Rupert Murdoch müssen wir uns keine Sorgen machen. Gut, seine News Corporation hat allein im vergangenen Quartal 6,4 Milliarden US-Dollar Verlust gemacht, und der Umsatz bricht wegen um sich greifender Werbe- und sonstiger Krisen auch weiter ein. Doch die Vorfreude, hier ginge ein verhasster Medientycoon in die Knie, ist fehl am Platze.

News Corp. wird das bis Juni laufende Geschäftsjahr mit Gewinn abschließen, auch wenn der deutlich geringer ausfallen dürfte als die gut 5 Milliarden US-Dollar im Vorjahr. Gut 30 Prozent geringer, wenn man den jüngsten Schätzungen der Analysten glaubt. Damit liegt Murdochs weltweit operierender Laden aber deutlich besser als Medienkonzerne wie Time Warner, Disney oder die kriselnde New-York-Times-Gruppe.

Nun mag man sich allerdings fragen, warum der 77-jährige Medienfuchs angesichts solcher Einbrüche ausgerechnet bei Premiere weiter den Durchmarsch plant. Die Zahlen der deutschen Pay-TV-Plattform sind in jüngster Zeit alles andere als rosig; die Aktie, vor einem Jahr noch mit gut 12 Euro notiert, rangiert aktuell bei 2,99 Euro – Tendenz weiter fallend. Trotzdem bleibt Murdoch am Ball. Die Begründung dafür fällt recht simpel aus: Trotz aller derzeitigen Schwierigkeiten setzt er auf Pay-TV als Fernsehen der Zukunft. In den USA ist Murdoch mit dem frei empfangbaren Fox-Network voll dem Abschwung im Werbemarkt ausgesetzt, für seine Zeitungen in New York und London gilt das ebenso. Bezahlfernsehen scheint da die sicherere Bank.

Denn auch in Deutschland, wo Pay-TV noch ein eher bescheidenes Dasein führt, hat das Free-TV seine Hochzeit längst hinter sich: siehe das Chaos bei ProSiebenSat.1 und die mauen Ergebnisse bei RTL. Bis es endgültig am Boden liegt, besinnt sich Mr Murdoch auf eine Kardinaltugend des ihm eigentlich so verhassten britischen Establishments: abwarten und Tee trinken.

STEFFEN GRIMBERG