Tödliche Explosion in Jakarta

Bei einem Anschlag vor einem Luxushotel in der indonesischen Hauptstadt werden mindestens vierzehn Menschen getötet. Beobachter vermuten einen Zusammenhang zur Urteilsverkündung im Prozess gegen einen der mutmaßlichen Bali-Attentäter

von NICOLA GLASS

Es geschah um die Mittagszeit: Bei einem Autobombenanschlag vor dem Luxushotel Marriot im Süden Jakartas starben gestern mindestens vierzehn Menschen. Mindestens 149 wurden, teilweise schwer, verletzt. Unter den Opfern sollen sich auch zwei Amerikaner, zwei Singapurer, ein Australier und ein Neuseeländer befinden.

Es war der schwerste Anschlag in Indonesien seit den Bali-Attentaten im vergangenen Oktober. In dem Chaos kurz nach der Detonation war zunächst nicht klar, ob es sich tatsächlich um einen gezielten Anschlag handelte. Am Nachmittag hatte Indonesiens Verteidigungsminister Matori Abdul Jalil dann aber erklärt, dass die Explosion „definitiv ein terroristischer Akt“ gewesen sei.

Das Auswärtige Amt in Berlin hatte zunächst keine Erkenntnisse über Deutsche unter den Opfern. Außenminister Joschka Fischer äußerte sich entsetzt über den Anschlag und sprach der indonesischen Regierung sein Beileid aus. Australien, das nach den Terrorakten von Bali mehr als 80 Opfer zu beklagen hatte, verurteilte das Attentat scharf und bot Indonesien Ermittlerhilfe an.

Schwarzer Rauch quoll kurz nach der Explosion aus der Lobby des Hotels. Die Restaurants zur Straßenseite wurden völlig zerstört. „Ich hörte nur einen lauten Knall“, sagte der Hotelangestellte Asroni. „Da habe ich zugesehen, so schnell wie möglich rauszukommen, vor allem, als der Rauch in meine Lungen eindrang.“ Reporter der lokalen Radiostation El Shinta berichteten von mindestens vier schwer verbrannten Körpern auf der Straße. Mehrere vor den Hotels abgestellte Autos brannten aus. In einem davon könnte die Bombe gezündet worden sein, wie Indonesiens Polizeichef General D’ai Bachtiar bestätigte. In der Nähe des Fahrzeugs seien Leichenteile gefunden worden, die möglicherweise von einem Selbstmordattentäter stammten.

Laut ersten Ermittlungen wurde ein hochexplosiver Sprengstoff verwendet, der Schäden im Umkreis von 200 Metern anrichtete. Das vorwiegend von der US-Botschaft für Empfänge genutzte Marriot-Hotel galt den Attentätern offenbar als ausgemachtes Ziel, auch wenn für den gestrigen Dienstag keine Veranstaltungen vorgesehen waren.

Die Explosion ereignete sich nur wenige Tage, nachdem Indonesiens Präsidentin Megawati wieder bekräftigt hatte, alle Terror-Organisationen zerschlagen zu wollen. Am Donnerstag steht die Urteilsverkündung gegen den ersten der mutmaßlichen Bali-Attentäter an. Bei den Anschlägen waren 202 Menschen umgekommen, meist ausländische Touristen. Für die Bali-Attentate ist laut Aussagen von Ermittlern das radikal-islamistische Terrornetzwerk Jemaah Islamiyah (JI) verantwortlich.

Obwohl noch Beweise fehlen, wer hinter dem gestrigen Attentat steckt, halten Beobachter einen Zusammenhang zu den Bali-Prozessen beziehungsweise dem noch laufenden Prozess gegen Abu Bakar Bashir, den mutmaßlichen geistlichen Führer der JI, für wahrscheinlich. Experten befürchten weitere Anschläge.

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