ICE: Note mangelhaft

Gebrochene Achsen, überhitzte Klimaanlagen: Die Bahn bekommt die Pannen an ihren ICEs nicht in Griff

ERLENBACH taz ■ Die Pannenserie bei der Deutschen Bahn (DB) reißt nicht ab. Das Eisenbahn-Bundesamt (EBA) hat alle Diesel-ICEs mit Neigetechnik (ICE-TD) stillgelegt. „Ein Gutachter kam zu dem Schluss, dass die Verkehrssicherheit der Züge nicht ausreichend sei“, sagt Bahn-Sprecherin Christine Geißler-Schild.

Hersteller Siemens müsse das nun lösen. Nach einem Achsbruch hatte die Bahn die neu entwickelte Neigetechnik in den 20 ICE-TD ausgeschaltet. So fuhren sie zwar weiterhin von Nürnberg nach Dresden und von München über Lindau nach Zürich, aber viel langsamer als vorgesehen. Jetzt sind wieder normale Lokzüge unterwegs.

Mit Mängeln des ICE 3 kämpft die DB seit ihrem Start auf der neu gebauten Schnellfahrstrecke Köln–Frankfurt am Main. Die mit bis zu 300 Kilometer pro Stunde fahrenden Züge wurden unter der Führung von Siemens entwickelt. Doch waren die nagelneuen Züge überfordert und fielen immer wieder aus. Als dann heftiger Frost einsetzte, versagte die neu entwickelte Wirbelstrombremse, so dass sie nur noch mit verminderter Geschwindigkeit fahren durften.

Jetzt sind es die hohen Temperaturen, die dem ICE 3 zu schaffen machen. Überhitzte Klimaanlagen quittieren täglich den Dienst. „Die Technik stammt aus der Luftfahrt“, erläutert Geißler-Schild, und funktioniere bei der Bahn offenbar nicht mit gleicher Zuverlässigkeit. Die von Bombardier entwickelten, über die Zugachsen verteilten Fahrmotoren halten der Belastung bei Tempo 300 auch nicht Stand: Bis zum Jahresende muss jeder zweite Motor ausgetauscht werden. Über Schadensersatzforderungen will Geißler-Schild nicht sprechen. Aber es sei klar, dass die teuren Nacharbeiten zur Gewährleistungsfrist der Industrie zählten.

Die Kunden bleiben indes weg: Ein Jahr nach dem Start ist der ICE 3 im Durchschnitt nur zu 37 Prozent ausgelastet.

MICHAEL SCHWAGER