pachls nachsichten
: Brauchtum schlägt Kultur

Der Kabarettist HEINRICH PACHL hat links seinen festen Platz

Der Dom soll nicht mehr Weltkulturerbe sein? Wieso dann nit? Wer sagt das überhaupt? Ein Libanese in China? Kennt der Köln? War der schon hier? Kann der überhaupt Kölsch – sprechen und trinken? Also! Daher ist Schrammas Vorschlag, dem Vertreter der Unesco-Kommission ein Kölsch-Stipendium anzubieten, sowohl logisch als auch ein schlauer Schachzug. Denn entweder schlägt der Libanese das Angebot aus – dann stellt er sich selbst ins Abseits. Oder er nimmt es an – dann ist er geliefert!

Mit jedem Glas Kölsch, das er oral verpasst bekommt, wird das kölsch-kulturelle Erbe in seine Blutbahn injiziert, bis ihm die Bläck Fööss und Höhner zu den Ohren rauskommen und er kapiert: Der Dom ist kein organisches Bauwerk im urbanen Ambiente, sondern ein körperliches Organ der Kölner, ein Gemüts-Bestandteil – der Dom der Herzen. Dann darf der Unesco-Mann Schramma zufolge sogar bei der Ausgestaltung der Hochhausplanung dabei sein, nur verändert wird daran nichts, denn zum Kölner kulturellen Erbe gehört, das hat der libanesische Levantiner dann auch kapiert, der Klüngel, und der hat ja die Hochhäuser festgeschrieben und nicht irgendein Stadtplaner mit Vision.

Wenn der Unesco-Mann dann den Dom noch immer auf der roten Liste lässt, verrät er sich endgültig als das, was Schramma schon immer behauptet hat – eine Ausgeburt von Peinlichkeit. Vom kulturellen Erbe der Kölner vorsätzlich keine Ahnung. Stattdessen nur Frustration darüber, dass in seiner Gegend der Turm von Babel schon vor dreitausend Jahren zusammengefallen ist, während der Dom immer noch steht. Überhaupt das Kölner Kulturverständnis permanent als Lachnummer zu diffamieren nach dem Motto „immer feste druff“ – das ist tumb und zynisch, wie wenn man einen Rollstuhlfahrer kritisiert, weil er die Rolltreppe nicht hochkommt.

Gerade den Kölsch-Kultur-Politikern stehen mildernde Umstände zu. Hier wird nicht umsonst Kultur mit Brauchtum verwechselt, also was braucht man Kultur, solange man mit Brauchtum zufrieden ist. Aber was soll‘s! Der Wettbewerb als Kulturhauptstadt wurde verloren. Die Oper hat man vergammeln lassen. Der Dom kam auf die rote Liste. Wenn der neue Kulturdezernent hauptsächlich danach bestimmt wurde, dass er Kulturpolitik ohne Geld betreibt und folgerichtig Nix heißt, kann man Schramma zumindest Spaßkultur nicht abstreiten.