Wo das Seepferd weidet

Hungrige Robben, Schweine mit Glöckchen, scheue Marder und aggressive Schmetterlinge: eine Auswahl von tierisch interessanten Ausflugszielen für Sonnen- und Regentage

von Marc-André Rüssau

Das prominenteste 12-Zentimeter-Tier Norddeutschlands ist Pelle. 2001 wurde das Seepferdchen aus der Nordsee gefischt, als noch jeder dachte, dass die filigranen Tiere im Wattenmeer längst ausgestorben sind. Seither sind Seepferdchen die Attraktion in den Aquarien des Multimar Wattforums in Tönning. Hier lässt sich der Nationalpark Wattenmeer erleben, ohne dem ihm eigenen rauen Klima ausgesetzt zu sein. Außer Pelle und Nachwuchs zeigt das Multimar auch eine Menge „alteingesessene“ Nordseebewohner. Zum Beispiel im „Brandungszonenbecken“, in dem die Besucher Gezeiten spielen können und beobachten, wie Seesterne, Muscheln und Krebse auf Wellen reagieren. Im Walhaus erfährt der Besucher nicht nur alles über den Schweinswal, die einzige Walart, die den Nationalpark Wattenmeer bewohnt. Hauptattraktion ist etwas, das eigentlich im Wattenmeer nichts zu suchen hat: Das fast 20 Meter lange Skelett eines gestrandeten Pottwals. Das Multimar Wattforum ist im Sommerhalbjahr von 9 bis 19 Uhr geöffnet. Der Eintritt kostet für Erwachsene 8, ermäßigt 6 Euro, für Kinder 5,50 und für Familien 18 Euro. Infos unter ☎ 048 61/962 00.

Seehund gucken ist Pflichtprogramm eines jeden echten Wattenmeertouristen. In Scharen werden sie auf Boote getrieben und durch Wind und Wetter zu den Sandbänken gefahren – wo die Seehunde leider meist nur faul rumliegen. Bequemer ist es in der Seehundstation Friedrichskoog. In der einzigen autorisierten Aufzuchtstation für Heuler in Schleswig-Holstein können die Tiere in einem naturnah gestalteten Beckensystem am Land und im Wasser beobachtet werden. Wer auch noch was über die Meeresbewohner lernen möchte, sollte entweder das Seehund-Informationszentrum besuchen oder zu den Fütterungszeiten vorbeischauen. Dann nämlich werden nebenbei kurze Vorträge über Station und Bewohner gehalten. Öffnungszeiten im Sommer: 9 bis 18 Uhr, gefüttert wird um 10.30 und 17.30 Uhr. Eintritt: 2,50 Euro, Kinder 1,50, Familien 6,50 Euro. Kontakt unter ☎ 048 54/13 72.

Mit völlig unbiblischen Schwierigkeiten hatte die Arche in Warder zu kämpfen: Zahlungsunfähigkeit. Europas größter Park für seltene Nutztierrassen konnte nur durch eine kräftige Finanzspritze der Umweltschutzorganisation Greenpeace gerettet werden. Jetzt können die 1.000 Tiere aus 130 bedrohten Rassen wieder besichtigt werden, zum Beispiel das Glöckchenschwein, das weltweit nur noch 160 Artgenossen hat, oder das Telemark-Rind mit weltweit 120 Exemplaren. Greenpeace engagierte sich in Warder nicht nur wegen des Artenschutzes, sondern auch, weil die Umweltaktivisten hier eine Chance für die ökologische Landwirtschaft wittern. Die alten Nutztierrassen sind robuster als die neuen Hochleistungszüchtungen, brauchen also weniger Medikamente und kein Gensoja-Kraftfutter. Der 40 Hektar große Park ist täglich von 10 bis 20 Uhr geöffnet, Erwachsene zahlen 5 , ermäßigt 4 Euro, Kinder 2,70 Euro. Infos unter ☎ 043 29/12 80.

Im Otterzentrum in Hankensbüttel tummeln sich nicht nur Fischotter, sondern alle heimischen Marderarten. Besonderes Konzept: Der Besucher erlebt die Marder in ihrem natürlichen Lebensraum. Um den Baummarder zu beobachten, führen Holzbrücken durch die Baumwipfel, um dem Tier quasi Aug-in-Aug gegenüberstehen zu können. Der Dachs muss sogar Besuch in seiner Erdhöhle empfangen. Und der Fischotter kann durch eine zehn Meter lange Glasscheibe beim Schwimmen im Bach beobachtet werden. Übrigens ist das Otterzentrum so ziemlich die einzige Chance, die seltenen, scheuen und noch dazu nachtaktiven Tiere zu sehen. Nur der Steinmarder kann häufig in der Umgebung des Menschen und gern auch im oder am Auto angetroffen werden. Wie man ihn loswird, erfährt man im Otterzentrum nebenbei auch noch. Geöffnet hat das Zentrum im Sommer von 9.30 bis 18 Uhr, der Eintritt beträgt für Erwachsene 6,50, ermäßigt 4 Euro, Kinder zahlen 3,50 Euro. Mehr Infos gibt es unter ☎ 058 32/980 80.

Etwa 140 unterschiedliche Arten leben im Alaris Schmetterlingspark in Buchholz, Nordheide. Allerdings nicht zur gleichen Zeit, denn Schmetterlinge sind nicht so friedlich, wie sie scheinen – deswegen können nicht alle Arten nebeneinander gehalten werden, sonst würden sich die federleichten Flatterer gegenseitig massakrieren. Überhaupt gibt es in den drei Hallen des Parks eine gewisse Fluktuation, denn die tropischen Schmetterlinge leben nur zehn bis 14 Tage lang. Nach dieser Zeit lohnt sich also wieder ein Besuch der völlig neuen Population. Der Schmetterlingspark bildet die Pflanzenwelt von drei Klimazonen nach: Subtropen, Regenwald und mediterranes Klima. Öffnungszeiten im Sommer: 9.30 bis 17.30 Uhr, der Eintritt kostet für Erwachsene 5 Euro, für Jugendliche 4 und für Kinder 3 Euro. Kontakt unter ☎ 041 81/364 81.