Neuer Hahn im Wasserwerk

Umweltsenator Freytag (CDU) setzt Abwassermann und Privatisierer Michael Beckereit als neuen Geschäftsführer der Hamburger Wasserwerke durch. Angeblich kein Präjudiz für HWW-Verkauf oder Fusion mit der Stadtentwässerung

von gernot knödler

Der Aufsichtsrat der Hamburger Wasserwerke (HWW) hat in einer umstrittenen Entscheidung den Essener Ingenieur Michael Beckereit zum neuen Geschäftsführer berufen. Er soll zum 1. Januar 2005 Amtsinhaber Hanno Hames ablösen. Beckereits Berufung wird in der Belegschaft der Wasserwerke und von den Gegnern einer Privatisierung der HWW mit Sorge gesehen: Er ist von Hause aus Abwasserfachmann und war an der gescheiterten Privatisierung der Wasserbetriebe Potsdam beteiligt.

Umweltsenator Michael Freytag (CDU) versuchte die Bedenken gestern zu zerstreuen. „Mit der Neubestellung ist überhaupt keine Verknüpfung mit einer Vermögensmobilisierung verbunden“, versicherte der Senator. Beckereit zeichne sich durch „eine große Bandbreite“ an Kenntnissen in der Umwelttechnologie aus.

Der 53-Jährige, 1980 Weltmeister im Tempest-Segeln, hat über das Thema „Kosten der anaeroben Abwasserbehandlung“ promoviert und landete nach verschiedenen Stationen im Anlagenbau, der Wasser- und Abwasserwirtschaft sowie der Abfallentsorgung bei der privaten „Eurawasser Aufbereitungs- und Entsorgungs GmbH“ in Berlin. 1996 bis 2001 war er Vorstandschef dieser Tochter des französichen Versorgungsriesen Ondeo (ehemals Suez).

Seit Januar 2002 ist Beckereit technischer Vorstand bei der Emschergenossenschaft / Lippeverband. Die Genossenschaft, die von den Städten, der Wirtschaft und dem Bergbau getragen wird, arbeitet an der ökologischen Umgestaltung der Emscher und ihrer Zuflüsse. Dabei versucht sie, möglichst wenig Regenwasser im Kanalnetz verschwinden, sondern durch Versickerung den Flüssen zukommen zu lassen.

Als HWW-Geschäftsführer, so Beckereit gestern, werde er versuchen, „den erfolgreichen Weg fortzusetzen“. Angesichts der Tatsache, dass die HWW schon heute außerhalb Hamburgs eine Wasserversorgung anböten, könne er sich den Zukauf von Unternehmen vorstellen. Er werde tun, „was der Gesellschafter wünscht“.

Vertreten durch den Umweltsenator beteuert dieser, der Senat werde den städtischen Haushalt nicht durch den Verkauf von Tafelsilber zu sanieren versuchen. Mit Hilfe der bis dato öffentlichen Unternehmen müsse vielmehr Hamburg als Wirtschaftsstandort gestärkt werden. Der gescheiterte Kauf von Gelsenwasser durch die HWW sei in diesem Zusammenhang zu sehen. Hamburg solle ein wasserwirtschaftliches Kompetenzzentrum für Norddeutschland oder gar ganz Deutschland werden. Freytag: „Wir möchten, dass die Spitzenunternehmen von Hamburg aus gesteuert werden.“ Dass ein Unternehmen wie die HEW mit seiner Zentrale abwandert, soll nach dem Willen des CDU-Senats nicht wieder passieren.

Nach Freytags Aussage ist es für den Senat „eine Option“, die HWW zu 100 Prozent im Besitz der Stadt zu halten – „außer es gibt eine bessere Lösung, die den Standort Hamburg nach vorne bringt“. Freytag versicherte, eine Fusion der HWW mit der Stadtentwässerung (HSE), wie sie Kritiker befürchten, werde durch die Auswahl Beckereits nicht präjudiziert.