was macht eigentlich... ... Erich Mühsam?
: Noch immer inspirieren

Die Liste der Mühsam-Bewunderer ist lang. Junge und Alte, Anarchisten und Poeten, Künstler und Pazifisten lieben ihn. Ihn neu zu entdecken gelingt ebenfalls leicht: Beim Googeln führen 19.000 Verweise zu dem Schriftsteller und Revolutionär, der heute vor 70 Jahren von den Nazis im KZ Oranienburg erschlagen wurde. Auch wenn es abgegriffen klingt: Sein Geist lebt weiter – schon seit Jahren auf Gedenkfeiern an seinem Grab und dieses Wochenende bei einem dreitägigen Festival im RAW-Tempel.

Mühsams linkes politisches Engagement ist Geschichte. Der „Teilausdruck“ seines revolutionären Temperaments, also seine Schriften, bieten mit Wahrheiten oder literarischem Scharfsinn noch heute für jeden was.

So spottet Mühsam über sozialdemokratische Ressentiments vor dem Barrikadenbau. In seinem Lied vom „Revoluzzer“ ist dieser hauptberuflich Lampenputzer. Und jede Revolution endet wieder bei der Theorie: „Nämlich wie man revoluzzt / Und dabei noch Lampen putzt.“

Schön auch der Dialog mit dem Bruder über den Sinn von Kunst. Erich Mühsam gehen nicht nur wegen der leckeren Königsberger Klopse die Argumente aus, denn „was richtig ist, weiß man, und was man nicht weiß, begründet man“. Gegen die Logik und das Nützlichkeitsdenken eines bürgerlichen Bruders will und kann er nicht anreden.

Politisch fordert er „Alle Macht den Räten“ und schiebt die Machbarkeit bewusst beiseite. „Denn die Gegenwart soll an die Zukunft keine Fragen stellen, sondern Forderungen.“ VHE

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