Kapital für Kommunismus

Die Tagung des BDI im Palast der Republik war der Anfang. Nun möchte die Agentur Media Event GmbH weitermachen. Die Bauverwaltung sieht das gar nicht gerne, die PDS dafür umso lieber

VON UWE RADA

Es hat ihnen gut gefallen. Zwar mussten die Damen ihre Krawatten auf der Dixietoilette zurechtrücken. Doch diesen Nachteil machte die Location für die 1.500 Industriebosse des BDI durch ihren besonderen Charme wett. Die Jahrestagung 2004 des BDI fand im Juni in der Ruine des Palasts der Republik statt.

Möglich gemacht hat diese Begegnung von Kommunismus und Kapital die Veranstaltungsagentur Media Event GmbH. „Es gibt in Berlin-Mitte einfach kein Gebäude für eine Veranstaltung dieser Größenordnung“, ist Event-Managerin Jutta Vogel noch heute umso mehr vom Palast begeistert. Damit Events dieser Art auch in Zukunft möglich sind, möchte die Agentur den Palast deshalb auch weiter nutzen. Zum Beispiel für das Chamäleon Varieté, das vor kurzem aus den Hackeschen Höfe rausmusste.

Doch was Industriebossen und Veranstaltungsmanagern billig ist, ist dem Senat noch lange nicht recht. „Wir halten uns an den geltenden Senatsbeschluss“, mauerte gestern die Sprecherin von Bausenatorin Ingeborg Junge-Reyer (SPD), Petra Roland. Will heißen: Der Palast der Republik wird 2005 abgerissen und die Brache begrünt. Kostenpunkt: 20 Millionen Euro. „Zurzeit laufen europaweit die Ausschreibungen für den Abriss“, sagte Roland. Mit Verzögerungen rechne sie nicht. „Wir sind im Zeitplan.“

Die Eile, die die Bauverwaltung an den Tag legt, kommt nicht von ungefähr. Des Öfteren war bereits die Befürchtung laut geworden, dass Veranstaltungen wie die BDI-Tagung, die Ausstellung Terrakotta-Armee oder kulturelle Ereignisse wie die „Zwischenpalastnutzung“ den Abriss politisch unterlaufen könnten. Darüber hinaus zog die Verwaltung etwa wegen fehlender Toiletten in Zweifel, dass der Ort überhaupt bespielbar ist.

Doch diese Zweifel sind spätestens seit Juni ausgeräumt. Und auch der Auftritt von Bundeskanzler Schröder auf der BDI-Tagung hat die Debatte um den Palast gründlich entideologisiert. Hatte Gerhard Schröder noch vor vier Jahren erklärt, der Palast müsse weg, weil er nicht schön sei, ließ er sich nun dortselbst von BDI-Boss Rogowski die Notwendigkeit seiner Reformpolitik bestätigen. Wenn das kein Gesinnungswandel ist.

Auch Kultursenator Flierl spürt inzwischen: In die Palast-Sache ist Bewegung gekommen. Zum Auftakt der BDI-Tagung hatte er deshalb gefordert, den Palast so lange zu nutzen, bis mit dem Neubau des Stadtschlosses begonnen werde.

In der PDS-Fraktion geht man inzwischen weiter und überlegt, ob der Abrissbeschluss des Senats nicht rückgängig gemacht werden kann. Das Motto für solchen Mut hatte der Kanzler auf der BDI-Tagung selbst vorgegeben: „Wer kämpft, der kann ja verlieren. Wer nicht kämpft, der hat schon verloren.“