Widerständler nominiert

Der österreichische Kunsthistoriker und Kurator Robert Fleck wird ab Januar neuer Direktor der Deichtorhallen

Sie haben einen echten Widerständler nominiert, und das überrascht schon ein wenig: Robert Fleck (45), seit 2000 Direktor der Kunsthochschule in Nantes, soll, das beschloss gestern auf Empfehlung der Findungskommission der Aufsichtsrat der Deichtorhallen, zum 1. Januar 2004 Nachfolger des Ende August scheidenden Direktors Zdenek Felix werden.

Als Frankreich-Korrespondent des Kunstmagazins art, als österreichischer Bundeskurator und als Leiter des Programms „Kunst im öffentlichen Raum“ hat sich der Wiener, der als 24-Jähriger nach Frankreich ging, einen Namen gemacht. Studiert hat der für seine Konfliktfreudigkeit bekannte Fleck in Paris bei den Philosophen Gilles Deleuze und Michel Foucault.

Internationales Aufsehen erregten seine Internet-Aufrufe zum Boykott der Regierung Haider, die, so Fleck in einem Brief von 2002, „seit 1995 alle international bekannten österreichischen Künstler unterdrückt“. Die Weigerung, mit jeglicher österreichischer Institution zu kooperieren, sei für ihn die einzige Möglichkeit, seiner Verantwortung gerecht zu werden, betonte er darin. „Die Freiheit ist in Gefahr“, schrieb Fleck auch nach der Wahl Le Pens in einem Appell an französische Künstler; diesen Aufruf lancierte er als Vorstandsvorsitzender des Instituts für österreichische Kultur in Nantes.

Auch in seinen Buchpublikationen – er promovierte über die Rolle der Künstler während der Revolution von 1948 in Paris – gibt sich Fleck durchweg nonkonformistisch: Der berüchtigten Mühl-Kommune, in deren Nachbarschaft Fleck aufwuchs, ist sein jüngst erschienener Band gewidmet. Die Kommune des Wiener Aktionskünstlers Otto Mühl, der unter anderem „gemeinsame Sexualität“ und einen Mix aus Happening, Körperkunst und Wiener Aktionismus propagierte, war lange als Sekte verschrieen und zählte zu den umstrittensten gesellschaftlichen Experimenten der Siebziger Jahre.

Für Hamburg erhält Fleck, der nominell Direktor der Deichtorhallen wird, aber eng mit F.C. Gundlach, dessen Fotosammlung in die Südhallen einzieht, zusammenarbeiten muss, einen Fünfjahresvertrag. Er freue sich, das entstehende „Internationale Haus der Photographie“ maßgeblich profilieren zu können“, hieß es. Andere Kunstgattungen sollten im Ausstellungsprogramm aber durchaus einen „kongenialen Platz erhalten.“ PETRA SCHELLEN