Die zweite olympische Liga

Ein Jahr vor dem Beginn der World Games 2005 sieht sich Duisburg auf einen guten Weg. Nach personellen und finanziellen Querelen scheint die optimale Durchführung der Prestigeveranstaltung gesichert

DUISBURG taz ■ Gerd Bildau lässt sich ungern überraschen. Das mag mit seinem Job zusammenhängen. Als Geschäftsführer der World Games 2005 GmbH ist der 57-Jährige dafür verantwortlich, dass die Weltspiele der nichtolympischen Sportarten in einem Jahr reibungslos vonstatten gehen und für die Stadt Duisburg als Ausrichter keine roten Zahlen stehen bleiben. Neulich war Bildau dann aber doch verdutzt. Bei der Präsentations-Veranstaltung auf der Regattabahn musste er zugeben, dass er sich Kanupolo „ein bisschen zarter“ vorgestellt habe. „Aber da wurde ja sogar mit dem Paddel gehauen“, wunderte sich Bildau.

Er brachte damit eines seiner Probleme auf den Punkt. Denn jene Menschen, die sich vom 14. bis 24. Juli 2005 in Duisburg und den Partnerstädten Oberhausen, Bottrop sowie Mülheim/Ruhr die rund 3.000 Athleten bei Wettkämpfen wie Korfball, Fallschirmspringen oder Aikido anschauen sollen, werden zum Großteil wenig Ahnung von der Materie haben. „Hier besteht eine Ambivalenz“, gesteht Bildau. Schließlich müsse man der Öffentlichkeit 32 Sportarten vermitteln, die sonst kaum im Mittelpunkt stehen. Bildau ärgert sich, wenn in diesem Zusammenhang meist nur vom Tauziehen und Casting – was so viel wie Angelleinen-Zielwurf ist – gesprochen wird. „90 Prozent der Wettkämpfe sind Publikumssportarten“, sagt er. Den Begriff Randsport ersetzt er dann auch lieber durch Trendsport.

Das zieht besser, schließlich handelt es sich bei den World Games um das einzige sportliche Großereignis 2005. Zwischen Olympia und der Fußball-WM 2006 stehe Duisburg damit im Blickpunkt der internationalen Öffentlichkeit. „Für die Region ist das eine Riesenchance, mindestens 500.000 Zuschauer werden erwartet“, sagt Bildau, der in diesem Zusammenhang ein ausgiebiges Showprogramm und auch Touristiktouren plant. „Allein für Sportler und Organisatoren müssen 16.000 Übernachtungen organisiert werden, hinzu kommen die auswärtigen Zuschauer“, rechnet Bildau. Das sei wichtig für die hiesige Wirtschaft. Überhaupt ist der Geschäftsführer darauf bedacht, sein Zahlenwerk positiv darzustellen. Vorbei seien die Zeiten, in denen die mutmaßlichen Ausgaben vom ursprünglichen Etat (9,5 Millionen Euro) knapp verdreifacht und im Düsseldorfer Landtag diskutiert wurden. Bildau, erst seit Januar 2004 im Amt, korrigierte die Fehleinschätzungen seiner Vorgänger und setzte den Rotstift an.

Nun habe man einen geprüften Wirtschaftsplan über 16 Millionen Euro. Den Eintritt eingerechnet, geht Bildau sogar von einem 12,5 Millionen-Etat aus. „Eher weniger, bestimmt nicht mehr“, verspricht der Geschäftsführer, der sich voll im Plan sieht: „Wir haben den Rückstand aufgeholt und Grund unter den Füßen.“ Sponsoren-Verträge sind abgeschlossen, mit dem WDR wurde eine Sendezeit von täglich 90 Minuten vereinbart.

Damit die anvisierte „schwarze Null“ auch realisierbar ist, soll die anfänglich zurückhaltende Öffentlichkeit sensibilisiert werden. Bereits jetzt erkennt Bildau einen positiven Zuspruch. „Mit vielen Aktionen werden wir das Meinungsbild bis zum Jahreswechsel verbessern“, glaubt er und verweist auf diverse Errungenschaften. Sporthallen würden durch die World Games derart saniert, dass sie künftig besser für den Schulsport nutzbar seien und mit der baldigen Fertigstellung der MSV-Arena habe man ein Stadion, in dem die Infrastruktur bezüglich Gastronomie und Medienbereich komplett stimme. „Für die zweite Liga der Olympischen Spiele hat das ein sehr hohes Niveau“, findet Bildau. Weil die durch den Fußball-Zweitligisten MSV Duisburg gebaute Arena mittels einer Landesbürgschaft mitfinanziert wird, fällt nicht mal eine Pacht an. „Wenn uns die Jungs vom Rugby den Rasen zerstören, müssen die World Games das aber bezahlen“, kündigte MSV-Marketing-Chef Marc Hellmich an. Es ist Gerd Bildau zu wünschen, dass es im Rugby „etwas zarter“ zugeht. ROLAND LEROI