Rechtsrocker gehen auf Schülerfang

Neonazis wollen an Schulen kostenlose CDs mit Rechtsrock verteilen. Innenminister warnt vor Nazi-Propaganda

DÜSSELDORF taz ■ Mit Musik wollen Rechtsradikale Jugendliche an nordrhein-westfälischen Schulen einfangen, warnt Landesinnenminister Fritz Behrens (SPD). Noch vor Beginn der Sommerferien in dieser Woche wollten Rechtsextremisten bundesweit mit einer kostenlosen CD Neonazi-Propaganda verbreiten. „Verpackt in moderne Musik schürt die CD Fremdenfeindlichkeit und agitiert gegen den demokratischen Verfassungsstaat“, sagte Behrens am Samstag in Düsseldorf.

An der CD, die vom Hersteller als „Projekt Schulhof“ bezeichnet wird, seien szenebekannte Bands aus dem In- und Ausland beteiligt. Nach den Erkenntnissen des Verfassungsschutzes NRW ist eine Startauflage mit 50.000 Pressungen vorgesehen. Zwei Versuche, die CD in Baden-Württemberg und Nordrhein-Westfalen herstellen zu lassen, seien zwar verhindert worden. Der Verfassungsschutz gehe aber davon aus, dass sie nun auf anderen Wegen produziert und verbreitet werde. Die Schulen und Schüler sollen in Kürze vor der geplanten rechtsextremistischen Aktion gewarnt werden. „Die Versuche der Szene, Jugendliche zu manipulieren, haben damit neue Dimensionen erreicht“, so Behrens.

Auf der CD „Anpassung ist Feigheit – Lieder aus dem Untergrund“ wettert ein Sprecher gegen Schulen als „Sammelbecken für jugendliche Schwerkriminelle“, lobt das „Fremde in der Fremde“ und schimpft darüber hinaus über die angebliche „antideutsche Geschichtsschreibung, die an allen Schulen gelehrt wird und nur Deutsche als Täter sieht“. In schnellen Liedern mit aggressiven Rhythmen werden weitere rechtsextreme Botschaften verbreitet.

Die Hetze könnte Erfolg haben: Nach einer Studie des Verfassungsschutzes NRW zählt rechte Musik zu den wichtigsten Faktoren für den Einstieg in die Szene. Neben rechten Seiten im Internet sei der so genannte Rechtsrock die erfolgreichste Werbung für die Rechten.

ANNIKA JOERES