Die Akademie verschimmelt

Akademie der Künste stellt Neubau in Frage. Nach Baustopp sind nun zu allem Übel die Archivräume im Tiefgeschoss vom Schimmelpilz verwüstet. Hat Bauverwaltung Warnung nicht ernst genommen?

von ROLF LAUTENSCHLÄGER

Erst Baustopp, nun Schimmelpilze und eine Bauverwaltung mit dem Rücken an der Wand: Die schlechten Nachrichten über den Neubau der Akademie der Künste am Pariser Platz reißen nicht mehr ab. Wie am Mittwoch bekannt wurde, sind die vorgesehenen Archivräume des Renommierprojekts vom Pilz befallen. Im Magazin – in den Tiefgeschossen des Baus – wurde ein massiver Befall der Wände mit Schimmelpilzen festgestellt. Dies bestätigte ein Akademie-Sprecher der taz. Zugleich erhob die Akademie schwere Vorwürfe gegen die Bauverwaltung von Senator Peter Strieder (SPD). Diese habe verschwiegen, dass die zuständige Baufirma die Nutzung der Kellerräume für das Akademie-Archiv wegen der Feuchte als „ungeeignet“ eingestuft habe. Akademie-Sprecher Mayer sagte: „Die Akademie sieht nun den Sinn ihres Neubaus in Frage gestellt.“ Bei der Planung hat die Strieder-Behörde – Bauherr des Projekts – das vorgesehene Archiv aus den Obergeschossen in den Keller verbannt.

Besonders empört ist die Akademie darüber, dass die Bauverwaltung auf erste Anzeichen von Schimmelbefall vor fünf Tagen nicht reagiert habe. Zudem sei bislang von der Verwaltung „verschwiegen“ worden, dass die Untergeschosse wegen der Luftverhältnisse gar nicht für ein hochwertiges Archiv taugten. Die Akademie legte dazu die Kopie eines Schreibens der Baufirma vom 4. August an die Senatsbauverwaltung vor. Darin heißt es: „Weiterhin machen wir – wie schon in der Vergangenheit – darauf aufmerksam, dass die Untergeschosse nicht für Archive geeignet sind.“ Wegen schlechter Luftumwälzung seien sie als „hochwertiges Archiv ungeeignet“.

In aller Klarheit, so Mayer, habe man früher die Verwaltung auf die entsprechenden „Anforderungen für die Aufbewahrung von Kunstwerken und Archivalien in hochwertigen Magazinen“ in Kenntnis gesetzt und „wiederholt auf Einhaltung bestanden“. Dies sei geschehen, nachdem das Land den rückwärtigen Teil des Neubaus – einstmals für das Archiv anvisiert – an das benachbarte Hotel Adlon verkauft habe und so die Tiefgeschosslagerung nötig wurde.

Die Sprecherin der Senatsbauverwaltung, Petra Roland, bestätigte den Pilzbefall wegen schlechter Lüftung. Als Gegenmaßnahmen wolle man Fungizide auftragen und die Trockenlegung der Wände veranlassen. Die weiteren Vorwürfe der Baufirma seien der Verwaltung nicht bekannt gewesen.

Bereits am Dienstag war es dicke für die Akademie gekommen. Die Baufirma Pegel & Sohn, die bereits Ende Juli wegen ausstehender Zahlungen die Bauarbeiten am Pariser Platz gestoppt hatte, hatte angekündigte, am Freitag die Baustelle zu räumen, sollte die Bauverwaltung die Mehrkosten nicht übernehmen. Pegel & Sohn verlangt eine Bürgschaft vom Land über 22 Millionen Euro für bereits erbrachte oder noch zu erbringende Bauleistungen. Schon seit längerer Zeit kritisieren Fachleute, dass Bausenator Strieder das 38 Millionen Euro teure Bauprojekt durch Fehlkalkulationen und schlechtes Baumanagement in eine riskante Schieflage geführt hat – etwa auch durch vier unnötige Tiefgeschosse.

Es habe sich nun „eine dramatische Situation für die Akademie ergeben“, sagte deren Präsidialsekretär Hannessen zur taz. Strieder müsse endlich Gespräche zur Lösung der Misere führen. Verärgert zeigte sich Hannessen auch darüber, dass der Baustopp fatale Konsequenzen für die Akademie haben könnte. Alle geplanten Veranstaltungen für 2004 stünden in Frage. Außerdem werde der Bund „wohl keine Bauruine übernehmen“. 2004 soll die Akademie in Bundesobhut übergehen.