Potassiumchlorid plus TNT ergibt al-Qaida

Indonesien vermutet radikale Islamistengruppe „Jemaah Islamiyah“ hinter dem Hotelanschlag von Jakarta

DENPASAR taz ■ Der schwere Bombenanschlag vor dem Marriott-Hotel in Indonesiens Hauptstadt Jakarta vom Dienstag mit 14 Toten ähnelt nach Angaben des Chefermittlers Erwin Mappaseng den Anschlägen auf Bali vor neun Monaten. Das Sprengstoffgemisch – Potassiumchlorid und TNT – sei ähnlich gewesen, der Transport der Bombe auch. Für die Anschläge in Bali macht die Polizei das Terrornetzwerk Jemaah Islamiyah (Islamische Gemeinschaft – JI) verantwortlich – es wird jetzt auch hinter dem neuen Anschlag vermutet, wenngleich sich die Polizei mit offiziellen Äußerungen noch zurückhält. JI wird auf rund 300 „Gotteskrieger“ geschätzt, soll Verbindungen zu al-Qaida haben und kämpft für einen islamistischen Staat von den Südphilippinen über Indonesien, Singapur und Malaysia bis nach Südthailand.

Die singapurische Straits Times berichtete gestern unter Berufung auf ein ungenanntes JI-Mitglied, das Netzwerk bekenne sich zum Anschlag. Er sei eine Warnung an Indonesiens Präsidentin Megawati Sukarnoputri, kein JI-Mitglied hinzurichten.

Für eine JI-Täterschaft spricht auch der Zeitpunkt: Heute wird auf der Ferieninsel Bali das erste Urteil gegen einen der dort Angeklagten erwartet. Am 12. Oktober starben dort 202 Menschen, meist Urlauber. Die Staatsanwaltschaft beantragte für Amrozi bin Nurhasyim die Todesstrafe. Gestern lobte ein Angeklagter den neuen Anschlag in Jakarta: „Ich bin glücklich“, sagte Imam Samudra beim Verlassen des Gerichtssaals zu Reportern auf entsprechende Fragen.

Vor drei Wochen hatten die Sicherheitsbehörden bei Razzien in Zentraljava und in Jakarta neun mutmaßliche JI-Mitglieder verhaftet und bei ihnen große Mengen Potassiumchlorid und TNT sichergestellt. Die Ermittler gingen allerdings davon aus, dass ein Teil bereits in Form von Bomben nach Jakarta gebracht worden war. In den damals sichergestellten Unterlagen befanden sich auch Pläne für einen Anschlag auf das Marriott-Hotel.

Umso verärgerter kommentieren gestern indonesische Zeitungen, dass die Behörden den Anschlag nicht verhinderten. Die Jakarta Post warf der Polizei vor, sich auf den erfolgreichen Ermittlungen nach den Bali-Anschlägen ausgeruht zu haben. Kompas nannte es eine Ironie, dass der Anschlag ausgerechnet dann stattfinde, wenn wegen dem jährlichen Parlamentsplenum erhöhte Sicherheitsvorkehrungen herrschen. Zuletzt ging am 14. Juli beim Parlament eine Bombe hoch, die aber nur Sachschaden anrichtete.

Die Regierung kündigte nun schärfere Sicherheitsvorkehrungen in Jakarta an und bat Australiens Polizei um Unterstützung. Die hatte in Bali zu Ermittlungserfolgen beigetragen. Sicherheitsminister Susilo Bambang Yodhoyono stellte eine Einschränkung von Menschenrechten in Aussicht, um Menschenleben zu schützen. SVEN HANSEN