Locker bis 70 Grad

Verbogene Schienen sind kein Hauptproblem der Bahn

Hannover/Bremen taz ■ In England und der Schweiz tanzen die Eisenbahnschienen bei diesem Wetter Tango. Bei einem Zugunglück aufgrund von Gleisverformungen gab es Ende Juli in den USA fast 100 Verletzte. Auch hierzulande berichten Medien von sich dahin schlängelnden Gleisen. Tatsächlich aber sind es nur selten verbogene Schienen, die die Deutsche Bahn ins Schwitzen bringen.

„Viel häufiger ist es der sinkende Grundwasserspiegel, der den Untergrund so verändert, dass die Gleise absacken“, sagt Hans-Jürgen Frohns, Pressesprecher der Deutschen Bahn für die Region Niedersachsen-Bremen. „Die Schienen halten die hohen Temperaturen aus.“ Laut Sprecher Frohns habe die Bahn im Nordwesten noch keine Veränderungen auf den Strecken beobachtet. Damit das so bleibt, kontrollieren Bahn-Mitarbeiter in speziellen Zügen die Gleise regelmäßig mit Ultraschall auf Unregelmäßigkeiten.

Beruhigen kann den ängstlich schwitzenden Fahrgast auch Peter Danzer vom Institut für Land- und Seeverkehr der Technischen Universität Berlin. Er ist Wissenschaftlicher Mitarbeiter am Fachbereich Schienenfahrwege und Bahnbetrieb. „Früher wurden die Gleisteile verschraubt, heute werden sie verschweißt. Die durch die Verschraubung entstandene Dehnfuge gibt es somit nicht mehr“, erklärt er. Allerdings sei sie auch nicht mehr nötig. „Die Schwellen sind viel schwerer geworden und die Gleise sind fest im Untergrund eingebettet“, sagt Danzer. „Die Bahnschiene in Deutschland hat eine Temperatur von 23 Grad, wenn sie zusammengeschweißt wird.“

Mit dieser so genannten „Neutraltemperatur“ sei gewährleistet, „dass da noch locker 50 Grad nach oben und nach unten drin sind“, beruhigt Danzer. Die Fälle in der Schweiz oder in den USA seien daher „sehr seltene Ausnahmen“. Und über England hat Danzer ohnehin seine eigene Theorie: „Das Sicherheitsniveau war dort schon immer unter aller Kanone.“ sil