Private Kassen außen vor

Gesetzliche Krankenkassen kritisieren private Kassen: Deren Patienten profitierten von Leistungen der gesetzlichen Versicherer, ohne dafür angemessen zu zahlen

Bremen taz ■ Mitten in die Debatte um die Kostenexplosion im Gesundheitswesen und steigende Krankenkassenbeiträge haben die gesetzlichen Krankenkassen jetzt eine eigene Verteidigungslinie aufgebaut. Die Kassen und Kassenvereinigungen von AOK, HKK, BKK und VdAK gingen gestern in Bremen gemeinsam die privaten Krankenkassen an. Deren Mitglieder (über zehn Prozent der Versicherten) profitierten von Leistungen, die die gesetzlichen Krankenkassen der Allgemeinheit in Millionenhöhe garantiere. Damit müsse Schluss sein: Auch die Privaten müssten Verantwortung tragen.

Die Liste der Aktivitäten, an denen die privaten Versicherungen sich nicht beteiligen, ist lang. Auf ihr stehen Ausgaben für Selbsthilfe und gesundheitliche Präventionsprogramme, die langfristig Kosten in Milliardenhöhe senken können. Allein bei Herzpatienten könnten dadurch 5,6 Milliarden Euro an Ausgaben und viel Leid gesenkt werden, so der Gesundheitsexperte Bernard Braun von der Uni Bremen. Wegweisend sei auch die Entwicklung von Disease-Management-Programmen, die die Versorgung chronisch Kranker zentral optimieren und so Kosten senken. Auch beteiligten Private sich nicht daran, sinnvolle Projekte wie beispielsweise Hospize zu entwickeln. Kosten, von denen die Allgemeinheit fälschlich oft annehme, sie würden aus Steuern finanziert. Allein die Planung solcher Aktivitäten sei teuer und in den Verwaltungskosten der Kassen enthalten, die bei den Gesetzlichen übrigens niedriger als bei den Privaten lägen, wo sie vielfach elf Prozent des Beitrags ausmachten, so Braun. ede