Billiglohnland Bremen

Standortpoker bei Mercedes: C-Klassen Produktion in Bremen und Südafrika billiger als in Sindelfingen. Vorstand will Tarifvergünstigungen streichen

stuttgart dpa/taz ■ DaimlerChrysler will die Produktion der neuen C-Klasse von Sindelfingen nach Bremen und Südafrika verlagern, falls keine Einigung mit dem Betriebsrat über eine Kostensenkung von 500 Millionen Euro pro Jahr erreicht wird. Dies sagte Mercedes-Pkw-Chef Jürgen Hubbert am Montag in Stuttgart. In Sindelfingen sind somit rund 6.000 Arbeitsplätze in Gefahr.

Die Verhandlungen zwischen dem Betriebsrat und dem DaimlerChrysler-Vorstand über das Kostensenkungspaket werden heute fortgesetzt. Der Betriebsrat ist bereit, auf 180 Millionen Euro zu verzichten. Dazu sagte Hubbert: „Es fehlen noch 320 Millionen.“ Er sprach mit Blick auf die Mercedes-Werke in Baden-Württemberg von „gravierenden Kostennachteilen“ gegenüber anderen Tarifgebieten in Deutschland. Gründe seien insbesondere die „Steinkühler-Pause“ von fünf Minuten pro Stunde sowie Spätschicht-Zuschläge im Südwesten von 15 Prozent – schon von mittags 12 Uhr an. Diese tariflichen Regelungen gebe es nur in Baden-Württemberg. Der Pkw-Chef unterstrich auch, dass die neue C-Klasse einen „festen Anlauftermin“ habe. Um alle dafür notwendigen Bestellungen – von Maschinen bis Robotern – vornehmen zu können, brauche man eine Entscheidung bis Ende dieses Monats. Konkret führte Hubbert an, dass in Baden-Württemberg in der Woche 30,3 Stunden effektiv gearbeitet werde, in Bremen seien es 31,9 Stunden. Insgesamt werde in Bremen somit pro Jahr zwei volle Wochen mehr bei gleichen Kosten produziert als in Baden-Württemberg.