Todesurteile in Kabul

Afghanische Journalisten sollen wegen Gotteslästerung hingerichtet werden. „Reporter ohne Grenzen“ protestiert

BERLIN epd/taz ■ In Afghanistan sind zwei Journalisten wegen Gotteslästerung in Abwesenheit zum Tode verurteilt worden. Wie die Organisation „Reporter ohne Grenzen“ gestern in Berlin mitteilte, hatten sie in einem Artikel reaktionäre Strömungen des Islam kritisiert. Die Todesstrafe sei von einem islamischen Gelehrten-Rat gefällt und vom Obersten Gericht des Landes bestätigt worden. Die Journalisten Sajid Mahdawi und Ali Resa Pajam hielten sich derzeit versteckt.

Die beiden Mitarbeiter der Wochenzeitschrift Aftab hatten den Angaben zufolge im Juni einen Artikel unter dem Titel „Heiliger Faschismus“ veröffentlicht, worin sie unter anderem die Frage stellten: „Wenn der Islam die einzige und vollendetste Offenbarungsreligion ist, warum liegen die muslimischen Länder hinter der modernen Welt zurück?“

Die Zeitung Aftab sei anschließend geschlossen und die beiden Autoren verhaftet worden. Nach einer Woche seien sie nach Intervention von Präsident Hamid Karsai wieder freigekommen. „Reporter ohne Grenzen“ protestierte gegen das Urteil und bemängelte, dass der Rechtsweg nicht eingehalten worden sei. Die internationale Organisation zur Verteidigung der Pressefreiheit forderte Karsai auf, für die Sicherheit der Aftab-Mitarbeiter zu sorgen und das Oberste Gericht zu reformieren. Es müsse als unabhängige Instanz gelten und grundlegende Rechte und Freiheiten der afghanischen Bevölkerung verteidigen.