Semesterticket weiter unsicher

VBB beharrt auf Preissteigerung und will neue Urabstimmung. Studenten sehen sich als „sichere Einnahmequelle“ im Vorteil. Bund der Steuerzahler kritisiert den VBB

Der Streit um das Semesterticket zwischen den Berliner Studierendenvertretern und dem VBB kennt keine Semesterferien. Die Studenten sind optimistisch, ihren Vorschlag für ein billigeres Semesterticket durchzuboxen, die Verkehrsbetriebe schmollen und beharren auf ihrem Standpunkt: „Wenn die Studentenschaft unseren Vorschlag nicht annimmt, wird es ab dem Sommersemester 2005 kein Semesterticket mehr geben“, sagt Sabine Vogel, Sprecherin der VBB. „Einen Verhandlungsspielraum gibt es nicht.“

Der VBB fordert die Studierenden jetzt in einem offenen Brief auf, eine neue Urabstimmung zum Semesterticket zu erwirken. „Wir sind darauf vorbereitet, eine neue Abstimmung durchzuführen“, sagt Peter Hartig vom RefRat der HU. „Dazu müssten dies aber mindestens 2 Prozent der Studierenden per Unterschrift einfordern.“

Der Streit zwischen den beiden Parteien schwelt nun schon seit Mai: Die Verkehrsbetriebe hatten den Studierendenvertretungen auf der Grundlage eines unabhängigen Gutachtens ein Preisangebot für das Semesterticket bis zum Wintersemester 2008 unterbreitet. Es sieht eine schrittweise Preiserhöhung bis auf 149,50 Euro vor. Die Studierendenvertreter rechneten nach und kamen auf ein deutlich günstigeres Ergebnis: Bei einer Preissteigerung bis 125,50 Euro sei die vereinbarte Kostenneutralität erreicht, mit jedem weiteren Euro mache der VBB Profit.

In einer Urabstimmung lehnten die Studenten der betroffenen Hochschulen das VBB-Angebot ab und stimmten für die billigere Variante. Die ist aber für den VBB nicht akzeptabel. Auch der Bund der Steuerzahler steht auf der Seite der Studenten: „Setzt man die Preiserhöhung in Relation zu den übertariflichen Vorstandsgehältern der BVG, müssten 81.159 Studenten für die Überbezahlung von 83 leitenden Angestellten der BVG aufkommen“, sagt der Berliner Vorsitzende Günter Brinker.

Marius Pöthe, hochschulpolitischer Referent der TU, hofft, dass sich das „Sommergewitter bald verzieht und der VBB mit uns verhandelt“. Bisher hätten die Verkehrsbetriebe noch kein einziges Sachargument gegen die Berechnung der Studierenden vorbringen können.

Spätestens bis Dezember müssen die Verträge unterschrieben sein, um das Semesterticket ab dem Sommersemester 2005 weiterführen zu können. Marius Pöthe ist optimistisch: „Das Semesterticket ist für den VBB eine sichere Einnahmequelle, die dort sicher niemand so leicht aufs Spiel setzen möchte.“ Ansonsten hofft er, „dass auf politischer Ebene was passiert“.

Die zuständige Senatorin für Stadtentwicklung, Ingeborg Junge-Reyer (SPD), hält sich vorerst bedeckt: Sie sehe keinen Bedarf, zwischen VBB und Semtix zu vermitteln. ALENA SCHRÖDER