Mediator für den Umweltschutz

Ihren Streit um Port Olpenitz wollen Vertreter der Naturschutzverbände und des Tourismusprojekts außergerichtlich beilegen. Auf dem ehemaligen Marinestützpunkt soll ein Ferienresort entstehen

VON ESTHER GEISSLINGER

Sie wollten sich am Donnerstag vor Gericht treffen, doch nun setzen sich Vertreter mehrerer Naturschutzverbände in Schleswig-Holstein und Vertreter des Tourismusprojekts Port Olpenitz in Kappeln an der Schlei ohne Richter zusammen: Beide Seiten wollen darüber sprechen, ob sie in ein Mediationsverfahren einsteigen und ihren Streit außergerichtlich beilegen können.

Das Großprojekt Port Olpenitz umfasst ein rund 170 Hektar großes Areal auf dem ehemaligen Marinestützpunkt Olpenitz, entstehen soll „ein neues, einzigartiges Ferienresort der Extraklasse“, lobt sich der Investor und schwärmt auf seiner Internetseite von „über 1.000 Ferienimmobilien und Luxushotels“, das Ganze „eingebettet in eine unvergleichliche Natur“.

Eben das ist der Knackpunkt: Mehrere Naturschutzverbände, federführend der Nabu, kritisieren, dass das 500-Millionen-Euro-Projekt direkt neben ein Naturschutzgebiet gebaut werden soll. Schutzwürdig sei auch die überplante Fläche, die früher als Bundeswehrgelände aber dem Naturschutz entzogen war.

Beklagt haben die Umweltverbände – neben dem Nabu sind der BUND, die Interessengemeinschaft für Umweltschutz (IGU) und die Landesnaturschutzverbände (LNV) beteiligt – allerdings nicht die Port Olpenitz GmbH, sondern die Stadt Kappeln. In dem Verfahren, das am Donnerstag vor dem Schleswiger Oberverwaltungsgericht beginnen sollte, geht es vordergründig um formale Fragen, die den Bebauungsplan betreffen. Unter anderem regle die Vorlage nicht, was passiert, wenn der Investor wechselt oder pleite geht, erklärte Nabu-Geschäftsführer Ingo Ludwichowski.

Hinter den formalen stehen naturschutzfachliche Bedenken und Forderungen. So wünscht sich Ludwichowski, dass die Häuser vom Naturschutzgebiet abrücken: „Wenn die Bewohner es als Vorgarten benutzen, geht das nicht gut.“ Abfälle könnten in die Wiesen fliegen, Hunde und Katzen in die Brutkolonien einfallen.“ Grundsätzlich in Frage stellen oder verhindern wollen die Naturschützer das Projekt aber nicht. Dennoch, so Ludwichowski zur taz, reiche es nicht, wenn die Port Olpenitz GmbH „uns bei dem Gespräch nur erklärt, wie klasse ihr Projekt ist. Wir erwarten schon Zugeständnisse.“ Erst wenn das im Vorgespräch absehbar sei, würde der Nabu der Mediation zustimmen – sonst geht es doch vor Gericht. Dort rechnet sich der Nabu gute Chancen aus. „Aber für beide Parteien gilt, dass keiner mit absoluter Sicherheit weiß, wie ein Verfahren ausgeht.“

Kappelns Bürgermeister Roman Feodoria hofft, dass es zu einem Kompromiss kommt – doch er beklagt die „Fundamentalopposition“ der Naturschützer. „Wir können uns gern über Umweltschutz unterhalten, wir können Probleme angehen, aber man muss auch über die Entwicklung der Stadt sprechen.“ Für ihn gebe es zum Port „keine Alternative“, stellt er klar.

Hinter der Port Olpenitz GmbH stehen die HarmInvest GmbH, Berlin, und die Firma American Realty Investors, Inc., eine Tochter der texanischen Prime Income Asset Management. An die Zuverlässigkeit der Firma glaubt Feodoria fest: „Der US-Partner steht stabil.“ Das Unternehmen habe bisher keinen Euro öffentlichen Zuschuss beantragt, sagt er, aber er fürchtet: „Heutzutage kann sich keiner erlauben, lange auf sein Geld zu warten.“ Stoppe ein Verfahren die Arbeit – der erste Spatenstich fand im Oktober statt –, könne der Investor aussteigen. Das sei ein schlechtes Signal auch für mögliche andere Projekte in Schleswig-Holstein.

Ende Februar werden sich Nabu und Investor zusammensetzen. Olpenitz-Geschäftsführer Jaska Harm sehe dem Gespräch positiv entgegen, sagte er: „Wir haben das gleiche Ziel. Die menschenleere Natur liegt auch in unserem Interesse.“