Kodiakbär- statt Hirsch-Apotheke

Die Bonner Zentralstelle für Arbeitsvermittlung will Apotheker nach Kanada schicken. Dort werden Pharmazeuten gesucht und die Apotheker hoffen für den deutschen Gesundheitsmarkt der Zukunft zu lernen

In Kanada gibt es ein Jahresgehalt von 50.000 Euro.

VON ELMAR KOK

Deutsche Apotheker sollen zukünftig in Saskatchewan, Alberta und Manitoba arbeiten. Für diese kanadischen Provinzen bietet die Bonner Zentralstelle für Arbeitsvermittlung (ZAV) zusammen mit dem privaten kanadischen Personaldienstleister WorldWide Healthstuff ein Programm zur Vermittlung von Apothekern nach Übersee an.

Die Arbeitsvermittler werden dabei von der Apothekerkammer Nordrhein unterstützt, beide Organisationen erhoffen sich vor allem eine qualifizierte Weiterbildung für die deutschen Pharmazeuten. Denn der Umbruch im Gesundheitsheitssystem der Nordamerikaner nimmt den zukünftigen Gesundheitsmarkt in Deutschland vorweg. Hintergrund für die guten Arbeitsmöglichkeiten in Kanada sei die auch dort stattfindende Überallterung der Gesellschaft, sagt Stefan Derix, stellvertretender Geschäftsführer der Apothekerkammer Nordrhein aus Düsseldorf. „Dort herrscht in der gesamten Gesundheitswirtschaft ein Arbeitskräftemangel“, sagt Derix.

Zudem sei der Gesundheitsmarkt in Kanada schon länger so, wie er sich wahrscheinlich zukünftig in Deutschland entwickele, sagt Derix. Die Pharmazeuten bekommen dort schon länger unabhängig vom Medikamentenpreis eine Prämie und werden zusätzlich honoriert, wenn sie „intervenierend in die Medikation von Patienten eingreifen“, wie Derix es nennt. Übersetzt heißt das: Erkennt der Apotheker, dass die Kombination von Medikamenten bei Patienten verbessert werden könnte, bespricht er seine Feststellung mit dem behandelnden Arzt und wird für sein Engagement in die Gesundheit des Patienten bezahlt. Der Pharmazeut übernimmt dort in seinem und im Sinne des Patienten das Controlling der Ärzte. Ein ähnliches System könnte es auch in Deutschland bald geben, prophezeit Derix. „Im Zusammenspiel von Health Professionals sind uns die Nordamerikaner voraus“, sagt der Pharmazeut.

Insofern ist die Pharmazeuten-Verschickung vor allem für die Weiterbildung sinnvoll, obwohl die Apotheker auch die Möglichkeit haben sollen, ihr ganzes Leben in Kanada zu verbringen. Jedoch ist der Druck auf dem Arbeitsmarkt der deutschen Apotheker noch nicht so hoch, als dass zu erwarten wäre, dass besonders viele dauerhaft in Kanada bleiben.

Zur ersten Fortbildung, die den Auslandsaufenthalt nach sich zieht, haben sich fünf Pharmazeuten angemeldet. Die erste von ihnen sei schon vermittelt, sagt Gerald Schomann, Teamkoordinator der ZAV. Da sich der Markt in Deutschland für Apotheken in Zukunft immer mehr öffnen werde, sei der Auslandsaufenthalt eine gute Vorbereitung.

In Kanada werden Apotheken vorwiegend von großen Ladenketten wie WalMart oder der britischen Kette Safeways betrieben. „Mittlerweile dürfen Apotheker in Deutschland schon insgesamt drei Filialen betreiben, wir gehen davon aus, dass der Markt in wenigen Jahren ganz freigegeben wird“, sagt Schomann. Die Betreuung der Bewerber durch den Personaldienstleister Healthstuff sei für die Teilnehmer des Programms kostenlos, betont Schomann.

Der Chef der Firma, Ron Hoppe, dessen Eltern Deutsche sind, kommt nächsten Montag nach Deutschland, um sein Programm den hiesigen Apothekern vorzustellen. Hoppe vermittelt mit seiner Vier-Personen-Firma aus Winnipeg Arbeitskräfte aus dem Gesundheitswesen wie Krankenschwestern, Ärzte und Physiotherapeuten aus dem europäischen Raum nach Nordamerika. Bezahlt wird er von den zukünftigen Arbeitgebern, die europäischen Arbeitnehmer müssen sich verpflichten, für mindestens zwei Jahre in Nordamerika zu bleiben.

Den Auswanderern winke ein Jahresgehalt von durchschnittlich 50.000 Euro im Jahr, sagt Schomann, „bei sehr niedrigen Lebenshaltungskosten“. Kanada ist das Land mit dem zurzeit größten Wirtschaftswachstum unter den G-8-Staaten. Die Apotheker stehen dort auf der sogenannten Liste der „Labor Shortage“, dass heißt, eine unbefristete Arbeitserlaubnis ist unproblematisch zu erhalten. Zuvor müssen die Bewerber allerdings ein einjähriges Prüfungsprogramm absolvieren und die Berufsanerkennung bestehen – für die allerdings müssen sie vorher nach Kanada reisen.