Null Promille Aufklärung

Viele Fragen, wenige Antworten: Das Sinken des Giftfrachters „Ena 2“ im Hafen beschäftigte Umweltausschuss der Bürgerschaft. Senator Freytag aber blieb wortkarg

Der im Hamburger Hafen gesunkene Giftfrachter „Ena 2“ und dessen betrunkener Kapitän beschäftigten gestern den Umweltausschuss der Bürgerschaft auf einer Sondersitzung. Vier große Komplexe hoffte Ausschussvorsitzender Christian Maaß (GAL) ausleuchten zu können: Ursachen der Havarie, deren Auswirkungen, das Prozedere bei der Krisenbewältigung sowie die Konsequenzen aus dem Vorfall.

Jeder Hoffnung auf ein wesentlich neue Erkenntnisse erteilte indes Umweltsenator Michael Freytag (CDU) gleich zu Beginn eine Absage: Er könne lediglich einen Sachstandsbericht aus Sicht seines Hauses geben. Und bekräftigen, dass die Null-Promille-Grenze auch in der Schifffahrt gelten müsse. Der Senat werde deshalb einen entsprechenden Antrag in den Bundesrat einbringen.

„Dies ist kein Untersuchungsausschuss der Bürgerschaft“, so der Senator, „sondern der Umweltausschuss.“ Er könne ja verstehen, dass „sie als Opposition dieses Thema möglichst schnell besetzen wollen“, gab sich Freytag gönnerhaft, „auch wenn der Senat es bereits besetzt hat“. Mehrere Ausschüsse parallel zum Thema tagen zu lassen, fand freilich Maaß, sei „weder im Sinne der parlamentarischen Arbeit noch einer raschen Aufklärung“.

Als wären sie bestellt, hatten sich zum gestrigen Termin die brisanten Fragestellungen zur Havarie des Säuretankers „Ena 2“ verdichtet. NDR 90,3 mutmaßte, das zurzeit auf einer Werft liegende Schiff sei – dem vergleichsweise kleinen Riss in der Außenhülle zum Trotz – möglicherweise deshalb so schnell gekentert, weil es baulich nicht den Erfordernissen entsprochen habe. Die zuständigen Behörden allerdings, die sowohl der „Ena 2“ als auch ihrem nach wie vor im Einsatz befindlichen Schwesterschiff „Ena 1“ die Betriebserlaubnis gegeben hatten, wussten davon so recht nichts.

Bei Bild wiederum war gestern ein Hobbyangler vorstellig geworden, der in der Vorwoche vom „König der Löwen“-Anleger aus zwei Aale gefangen hatte. Die hätten zwar normal ausgesehen, das Wasser im bereitgestellten Eimer aber zum Schäumen gebracht, „als wäre Seife drin“.

Eine Überprüfung im Auftrag des Blattes habe in den Fischen Schwefelsäure und deren Salze in beträchtlicher Menge nachgewiesen. Umweltbehördensprecher Volker Dumann war davon zwar überrascht, aber nicht alarmiert: „Ich bleibe dabei“, sagte er, „die Hamburger können problemlos angeln gehen.“ Ob man die dabei erlegten Fische aber auch essen sollte, ließ er offen.

Bis zum Redaktionsschluss war der Ausschuss über die zweimalige Wiedergabe des Havarie- und Bergungshergangs, einmal aus Sicht der Umweltbehörde, einmal aus Sicht von Werner Marnette, Chef des Schiffseigners Norddeutsche Affinerie, nicht hinausgekommen.

alexander diehl