Michaela ist der wahre Sommer
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Michaela ist anders. Hochs und Tiefs kommen und gehen, Michaela aber bleibt. Da mögen Typen wie Doktor Faustus in ihrer Studierstube auf und ab rennen, jammern, Gretchen erobern, mit dem Teufel paktieren, um Regen betteln, kurz: immer und ewig unzufrieden sein – Michaela ist einfach da und schmirgelt ihnen das Hirn weg.

Ganz nebenbei zeigt Michaela den Menschen, was in ihnen steckt: Nachteulen werden zu Frühaufstehern, Kneipensitzer werden zu Picknickern, Straßenbahnfahrer reparieren endlich ihr Fahrrad, Jogger entdecken den Liegestuhl. Michaela löst den persönlichen Reformstau auf.

Das gilt auch für die Liebe: Pärchen reißt Michaela weg vom Fernseher, treibt sie zurück an den Busen der Natur oder resozialisiert sie im Biergarten. Und Singles gegenüber ist Michaela ehrlich. Michaela sagt nicht: „Hasch mich, ich bin der Frühling.“ Michaela ist der Sommer.

Ein Sommer, wie er stressfreier kaum sein könnte. Man erinnere sich an vergangenen Jahre, an all die nervös einberaumte Grilltermine, die zwanghaften Badeseebesuche, die Blechlawinen auf den Autobahnen stadtauswärts – nur weil das erbärmliche Bremer Wetter einmal einen brauchbaren Sonnenstrahl um die Ecke schickte. Und man erinnere sich an das schlechte Gewissen, sollte man diesen Sonnenstrahl aus irgendwelchen Gründen ungenutzt versickern lassen.

Bei Michaela gibt’s solche Ängste nicht. Michaela stellt uns frei, diese, die nächste oder auch die übernächste Sommernacht abzufeiern. Michaela ist nicht nur so was wie ein Tanz in den Mai. Michaela ist der Höhenflug durch den August. Klaus Irler