Kein überzeugendes Konzept

Der DGB hat Angst vor einer Fortsetzung der Ruhrfestspiele unter Frank Castorf. In Krisensitzungen mit dem NRW Kulturministerium wird vor allem um gemeinsame Formulierungen gekämpft

VON PETER ORTMANN

Das Procedere um die Weiterführung der Ruhrfestspiele in Recklinghausen nimmt langsam groteske Formen an. In den Krisengesprächen des Deutschen Gewerkschaftsbundes (DGB) mit dem NRW Kulturministerium ist außer Gefechten um eine gemeinsame Formulierung in der Substanz nichts erreicht worden.

„Das Land ist grundsätzlich zu einer Förderung der Ruhrfestspiele bereit“, sagte Kulturminister Michael Vesper gestern in Düsseldorf. Allerdings müsse der DGB ein überzeugendes Konzept für die Weiterführung vorlegen. Immer wieder hatte er versucht, eine befristete Weiterbeschäftigung für den vor Wochen wegen erheblichen Zuschauerverlusten suspendierten Intendanten Frank Castorf zu erreichen. Doch da rennt Vesper gegen eine Betonmauer. „Die Gesellschafter bleiben beinhart“, sagt seine Sprecherin Susanne Düwel. Doch auch Vesper bleibt bei seiner Version, dass die Meinungsverschiedenheiten über die Art und Weise der Kündigung immer noch nicht geklärt seien.

Der größte Geldgeber der Ruhrfestspiele darf scheinbar über die zukünftige Intendanz nicht mehr mitreden. Schon über die Formulierung einer gemeinsamen Erklärung von DGB und Land wird mit Haken und Ösen gestritten. Klar ist immerhin, dass es eine weitere Kooperation der Ruhrfestspiele mit der RuhrTriennale nicht geben wird. Das sei definitiv, so Düwel.

Der DGB und die Stadt Recklinghausen müssen nun sehen, wie sie mit dem finanziell angeschlagenen Traditionsfestival klar kommen. „Die Gesellschafter wollen die Existenz der Ruhrfestspiele auf jeden Fall sicherstellen“, sagte Recklinghausens Bürgermeister Wolfgang Pantförder (CDU) vor den Krisengesprächen. Er glaubt, dass die Finanzlücke von rund 700.000 Euro mit Mitteln aus dem Eigenkapital und aus Gewinnen der vergangenen Jahre gedeckt werden könne. Eine juristische Auseinandersetzung um die Kündigung solle aber möglichst vermieden werden.

Auch der Vorschlag von Gerard Mortier, die Ruhrfestspiele mit der RuhrTriennale zu fusionieren, scheint vom Tisch. Der erste Intendant des mit Landesmitteln ermöglichten Mega-Events im Ruhrgebiet hatte den Ruhrfestspielen zwei Millionen Euro als festes Bugdet für künstlerische Projekte in Aussicht gestellt. „Ein eigener künstlerischer Direktor müsste aber dafür sorgen, dass das Traditionsfestival seinen eigenen Charakter und seine Unabhängigkeit behält“, sagte Mortier, der in Zukunft die Leitung der Pariser Oper übernimmt.

Ob es wenigstens noch zu einer gemeinsamen Erklärung der Gesellschafter der Ruhrfestspiele kommt, blieb bis Redaktionsschluss offen. Das letzte Formulierungs-Fax aus Berlin wollte der Minister so jedenfalls nicht unterschreiben.