Alte Sagen neu erleben

Kölner Museumsdienst lockt mit speziellem Programm für Kinder. Das Spektrum reicht von Märchen bis Malerei

Köln taz ■ Die zehn kleinen Steppkes tragen rote Heinzelmännchen-Mützen auf dem Kopf. Sie sitzen dicht gedrängt auf dem Holzboden des Stadtmuseums am Appellhofplatz und gucken neugierig auf die große Steinfigur der Schneiderin, die vor ihnen an der Wand emporragt. Das Mädchen mit der blauen Brille in der ersten Reihe will das Märchen von den Kölner Heinzelmännchen erzählen. „Und die Frau hat die Erbsen auf den Boden gestreut und dann hat sie eine Rübennase bekommen.“

Nach 45 Minuten zwischen der steinernen Schneiderin, silbernen Ritterrüstungen und mittelalterlichen Stadtplänen kennen die Kleinen die Heilige Ursula genauso wie den Dombaumeister Gerhard und wissen, dass die Sache mit der Rübennase nichts mit den Heinzelmännchen zu tun hat. Sie haben an einer Museumsführung der besonderen Art teilgenommen: Begleitet von einer Museumspädagogin haben sie die Geschichten, die sich um die Ausstellungsstücke ranken, „erlebnishaft kennengelernt“, so Karin Rottmann vom Kölner Musemsdienst.

„Wir möchten die Kinder mitnehmen in die Welt der Vergangenheit, um ihnen auch abstrakte Themen begreifbar zu machen“, sagt Rottmann, die für den Museumsdienst ein Programm entwickelt hat, das sich kulturelle Bildung für Kinder im Vor- und Grundschulalter auf die Fahnen geschrieben hat. Für alle acht Kölner Museen hat sie Themenschwerpunkte erarbeitet, die den Kindern in einer Stunde vermittelt werden sollen – immer mit praktischen Anteilen. So wird im Wallraf-Richartz-Museum auf den Spuren der großen Künstler gemalt oder im Römisch-Germanischen Museum geht‘s in die Werkstatt zum antiken Töpfern.

Pädogogisch begleitete Führungen gibt es zwar schon seit 1971 in Köln und 2003 besuchten 189 Kindergruppen die Kölner Museen. Neu ist jedoch, dass auch scheinbar komplexe Themen wie die bildende Kunst im Wallraf-Richartz-Museum den Jüngsten durch den Mitmachcharakter nahe gebracht werden soll. Für Karin Rottmann und den Kölner Museumsdienst auch ein Beitrag zur aktuellen Bildungsdiskussion: „Kinder brauchen mehr als Lesen, Schreiben und Rechnen fürs Leben – kulturelle Bildung hilft ihnen, eine Identität aufzubauen“, so Rottmann. Tobias Haucke