gottschalk sagt
: Heute mal lieber nix

CHRISTIAN GOTTSCHALK: Die Kolumne am Donnerstag

Der Express hat es getan. Und ich kann ihn verstehen. Es ist fast unmenschlich, es nicht zu tun. Es tut sowieso beides weh: Es zu tun und es bleiben zu lassen. Wobei der Express als Wesen vielleicht nicht ganz so empfindlich funktioniert. Naja. Nach der Lektüre der taz und des Kölner Stadt-Anzeigers stellte sich bei mir eine gewisse Anspannung ein. Fast schien es mir, als schliche sich das Krokodil an das Kasperle heran und die Kinder schwiegen, als würde der dicke Junge im Freibad auf die Arschbombe verzichten und die Treppe ins Schwimmbecken benutzen. Dann der Express, dann die Erleichterung: „Nix ist unmöglich“.

Was muss das für ein Kampf gegen das Wortspielteufelchen gewesen sein in den Zeitungs- und Radioredaktionen dieser Stadt. Kollege Überall (auch so ein Name), geben Sie es zu, es war schwer, einen ganzen Artikel zu verfassen ohne Doppeldeutigkeit und ohne billigen Witz. Man wird ja förmlich von seinen eigenen Assoziatonen belästigt. Ich lese im Kölner Stadt-Anzeiger, dass die Grünen „an Nix festhalten“ und denke, ja so kennt man sie, die Grünen. Verstehen Sie? „An Nix feshalten“, haha, also auch nicht an Idealen und so, hihi. Nicht komisch, aber unvermeidlich.

Ich hatte mal einen Stammtisch, an dem solche Scherze „Musswitze“ genannt wurden. Ein Scherz hängt in der Luft und alle Beteiligten wissen: Er ist da, er existiert eigentlich schon, jetzt muss sich jemand seiner erbarmen. Ihn einfach machen. Und zwar schnell. Zeit: Zwei Wimpernschläge oder ein halbes Kölsch, höchstens, dann kann es schon zu spät sein. Es fand sich immer jemand, der tat, was getan werden musste.

Also auf geht‘s! „Satz mit X: Das war wohl Nix!“, „Kölner Kultur steht ohne Nix da“, „Schramma erst für Nix, dann gegen Nix“, „Blömer im Abseits wegen Nix und wieder Nix“, „Grüne sagen: ‚Nix verstehen‘“, „Nix passiert Rat nicht“ (Uh!), „Streit um Nix geht weiter“, „Was macht Nix?“, „Koalition fiel Nix ein“, „(Von) Nix kommt nix!“.

So, jetzt geht es mir besser. Wenn mich jetzt noch der Chef anriefe und früge: „Worüber schreibst Du heute“, da wüsste ich schon eine freche Antwort! Würde sich dann noch Herr Nix, wo er es schon selber nicht wird, für einen Herrn Ungut als Kulturdezernenten einsetzen... unvorstellbar.