Tanz den Rieger

Hamburger Neonazi-Anwalt will angeblich für Konzert den „Nationalen Barden“ Frank Rennicke verpflichten

Hameln taz ■ Er singt von „Fremdvölkern“, die die „deutsche Natur vernichten“ und ist wegen Volksverhetzung verurteilt. Jetzt drohte der in der Neonazi-Szene bekannte Hamburger Anwalt Jürgen Rieger damit, den „Nationalen Barden“ Frank Rennicke für Konzerte in Hameln zu verpflichten. Dort besitzt Rieger seit 1999 einen ehemaligen Kinokomplex. Im Internet wird das Objekt derzeit für 2,2 Millionen Euro zum Verkauf angeboten.

Allerdings wisse er „ja noch nicht, ob ich einen vernünftigen Preis für das Haus erziele“, sagte Rieger der in Hameln erscheinenden Deister-Weser-Zeitung. So lange er keinen Käufer gefunden habe, wolle er das Gebäude nutzen, „um eine Rendite zu erzielen“. Er „hoffe, jedes Wochenende ein Konzert, einen Parteitag oder eine Tagung in Hameln machen zu können“. Die Immobilie eigne sich „ideal, um Konzerte und nationale Tagungen durchzuführen“.

Wie das Blatt berichtet, wurde für den 2. Oktober eine „Tanzveranstaltung“ für das Kino beantragt. Kürzlich hatte Rieger mit dem Kauf einer Bundeswehr-Immobilie in Dörverden Aufsehen erregt, wo er ein Zentrum für „Fruchtbarkeitsforschung“ errichten will (taz berichtete).

Ob Rieger seine Ankündigungen umsetzt, ist unklar. Einen „unverbesserlichen Rechtsextremisten“ nennt ihn Maren Brandenburger, Sprecherin des Landesamtes für Verfassungsschutz. Man könne nicht ausschließen, „dass er mit dem Medienrummel auf sich aufmerksam machen“ wolle. Schon beim Kauf des Kinos habe Rieger „angekündigt, er wolle hier ein Schulungszentrum installieren – passiert ist nichts“, sagt Brandenburger.

Anderseits habe er noch im Juni in Thüringen mit der „Artgemeinschaft“ eine Sommersonnenwendfeier veranstaltet. Die Artgemeinschaft, deren Präsident Rieger ist, hatte in den neunziger Jahren bei den verbotenen „Hetendorfer Tagungswochen“ in einem Ort bei Celle mitgewirkt. kai schöneberg