Mit frischen Pferden

Neue Chefredakteure für „WAZ“ und „Westfälische Rundschau“. Dabei geht es um Rendite, nicht um Politik

Geordneten Übergang nennt man das wohl: Die Flaggschiffe des WAZ-Konzerns im Westen bekommen neue Chefredakteure. Es sind die in Branchenkreisen schon seit Wochen gehandelten Kandidaten: Ulrich Reitz (43), wechselt von der Düsseldorfer Rheinischen Post (RP) zur Westdeutschen Allgemeinen Zeitung (WAZ) nach Essen. Und Klaus Schrotthofer (38) wird nach seinem Zwischenspiel als Sprecher von Bundespräsident Johannes Rau Chefredakteur der ebenfalls zum WAZ-Imperium gehörenden Westfälischen Rundschau (WR) in Dortmund. Deren langjähriger Chefredakteur Frank Bünte verabschiedet sich in den Ruhestand. Bei der WAZ hingegen muss Uwe Knüpfer nicht ganz freiwillig seinen Stuhl räumen, er übernehme im Verlag eine andere Aufgabe, heißt aus der Essener Konzernzentrale.

Die WAZ-Gruppe ist der nach Springer zweitgrößte deutsche Zeitungskonzern. Seine fünf Blätter in NRW verkaufen über 1,1 Millionen Exemplare am Tag. Der sozialdemokratischem Stallgeruch nicht völlig entfremdete Schrotthofer, der bis 2001 zur Chefredaktion der Berliner Zeitung gehörte, ist ein logischer Nachfolger für die ehemals SPD-eigene WR. Beim RP–Mann Reitz sieht das schon etwas anders aus: Zwar ist die „Rheinische Pest“ nicht mehr ganz so schwarz wie ehedem, dennoch dürfte der Übergang zur im Zweifel doch eher sozialdemokratischen WAZ interessant werden. Doch um Politik geht es, wie immer bei WAZens, nur nebenbei. Was zählt, sind die Renditen. Reitz hat aus der eher verschnarchten RP ein regionales Autorenblatt gemacht, als einer der ersten Chefredakteure eiskalt die Agentur-Dienste der dpa gekündigt, ein E-Paper eingeführt und die Auflage stabil über 400.000 Exemplare gehalten. Und immerhin ein Punkt verbindet ihn ohnehin mit dem bisherigen WAZ-Chef Knüpfer: Beide sind erklärte Gegner von Medienseiten. STG