Vom Regen in die Dürre

Vor einem Jahr versank Deutschlands Osten in den Fluten, jetzt verhängt die EU wegen Dürre ein Exportverbot für Getreide

BERLIN taz ■ Nach dem vergangenen Jahr mit zu viel Regen leidet die Landwirtschaft nun unter extremer Trockenheit. Der Getreideertrag wird deutschlandweit 11,5 Prozent unter der schlechten Ernte des Vorjahres liegen. Das geht aus den gestern vom Statistischen Bundesamt veröffentlichten Zahlen hervor. Besonders betroffen sind Bayern und Sachsen: Die Landwirte müssen Ertragseinbußen zwischen 25 und 35 Prozent hinnehmen. In Brandenburg ernten die Bauern gar nur halb so viel wie normal.

Um Engpässe zu vermeiden hat die Europäische Kommission jetzt ein Exportverbot für Getreide ausgesprochen. „Niemand im Agrarministerium kann sich daran erinnern, dass es so etwas schon jemals gab“, sagte gestern Agrarstaatssekretär Alexander Müller der taz. Die EU begründete ihren Schritt damit, dass die Ernteschätzungen aufgrund der drastischen Dürreschäden mehrfach nach unten korrigiert worden seien. Müller erklärte, dass es aus Brüssel noch keine Signale über mögliche Dürrebeihilfen für die betroffenen Landwirte gibt. Der Staatssekretär kündigte weiter an, dass sich Deutschland auf der nächsten Sitzung des Getreideausschusses am Donnerstag in Brüssel um eine Konkretisierung bemühen werde. „Außerdem haben wir eine Bund-Länder-Expertenrunde für kommende Woche einberufen, um Dürrehilfen auf den Weg zu bringen.“

Unterdessen hat Bundesumweltminister Jürgen Trittin in Dresden auf ein verfassungsrechtliches Problem beim Hochwasserschutz aufmerksam gemacht. Der sei in Deutschland „Ländersache, der Erfolg hängt stark vom Engagement der jeweiligen Landesregierung ab“, so Trittin. Über seine Rahmenkompetenz will der Bund jetzt Vorgaben machen, der Entwurf der Bundesregierung für ein Gesetz zur Verbesserung des vorbeugenden Hochwasserschutzes sei den Ländern in dieser Woche zugeleitet worden. Nach offiziellen Angaben betrugen die Schäden der Jahrhundertflut vor einem Jahr 9,2 Milliarden Euro.

Nach einer gestern veröffentlichten Forsa-Umfrage glauben 51 Prozent der Befragten an einen direkten Zusammenhang zwischen den Wetterkapriolen und dem Klimawandel. 70 Prozent der repräsentativ Befragten glauben, persönlich zumindest teilweise zum Klimawandel beizutragen, 87 Prozent sind tendenziell bereit, einen persönlichen Beitrag zum Klimaschutz zu leisten. NICK REIMER

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