engländer, gut durchgebraten von RALF SOTSCHECK
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Nur verrückte Hunde und Engländer gehen hinaus in die Mittagssonne, so besagt ein Sprichwort. Bei den walisischen Meisterschaften der Hirtenhunde waren vorige Woche beide in der mittäglichen Hitze vertreten: Der verrückte Hund, ein Mischling, pinkelte dem Engländer, Prinz Charles, vor die Füße. Herrchen bekam vom königlichen Ehrengast dennoch einen Ehrenpreis, weil er mit 80 Jahren der älteste Teilnehmer im Feld war. Was hat das Alter des Besitzers eigentlich mit der Leistung des Köters zu tun? Vielleicht war es ja auch ein Wink mit dem Zaunpfahl: Bei dem Ehrenpreis handelte es sich um ein Werkzeug zum Schafescheren. Bei dem ungeschorenen Mischling wusste niemand, wo hinten und vorne ist, und vielleicht wollte Charles lediglich sicher gehen, beim nächsten Mal am trockenen Ende des Hundes zu stehen.

Bei einem Shitsu kann man den Kopf auch nicht vom Hintern unterscheiden. Doch Monty aus Schottland bekam einen weit besseren Preis als eine Schafschere. Die Royal Bank of Scotland schickte ihm ein Angebot für eine Kreditkarte mit einem Limit von 10.000 Pfund und der Möglichkeit, Meilen für Freiflüge zu sammeln. Doch Herrchen spielte nicht mit und beschwerte sich bei der Bank. Er erhielt als Entschuldigung einen Korb voller Leckereien. Den Hund hatte niemand gefragt, in dem Geschenkkorb lag nicht mal ein Knochen. Wenn jemand meinem Hamster eine Kreditkarte anböte, würde ich zugreifen. Ich kann nämlich seine Unterschrift nachahmen.

Die uniformierten Artgenossen des Mischlings und des Shitsu patrouillierten derweil auf dem 250 Meilen langen Pennine Way, einem Wanderweg im Norden Englands. Dort wurden nämlich „boots only hikers“ gesichtet: Wanderer, die nichts außer Stiefeln tragen. Kaum wird es in seinem regnerischen Land mal richtig warm, da dreht der Engländer durch. Nacktwandern ist der neueste Spleen eines Volkes, das mit Exzentrikern reich gesegnet ist. Die Polizei weiß nicht, wie man mit den schrulligen Spaziergängern umgehen soll, denn es gibt kein Gesetz, das es verbietet, nackt herumzulaufen – wozu auch, dachte der Gesetzgeber wohl, meist ist das englische Wetter eher für Schirm, Charme und Melone geeignet.

Leider herrscht in England trotz Blair und Konsorten „silly season“, wie das Sommerloch genannt wird. Und so schickte der normalerweise seriöse Guardian seinen politischen Reporter Stephen Moss zum Nacktwandern, um zu berichten, was das für ein Gefühl sei. Offenbar ist dem armen Moss die Hitze nicht bekommen. „Es war heiß in der Stadt“, schrieb er, „aber hier, im Schatten des Waldes, spielte eine kühle Brise leicht um meine Gesäßbacken, und ein Spaziergang durch ein Feld hoher Gräser ist ein kitzliges Vergnügen.“

Womöglich hat der Hitzekoller die gesamte Guardian-Belegschaft erwischt. Umweltreporter John Vidal versuchte, ein Ei auf der Motorhaube eines Taxis zu braten, was misslang. Nachdem er es schließlich auf dem Boden vor dem Flughafen Heathrow aufgeschlagen hatte, war es nach drei Stunden durchgebraten. Bei Vidals Hirn hat es nicht so lange gedauert.