„Sex and the City“ ohne Sex und City

Männer sind vom Mars und Frauen telefonieren: „Er steht einfach nicht auf dich“ von Ken Kwapis

Selten ist soviel Starpower so dumpf verpufft! Mehr schöne, berühmte und erfolgreiche US-Schauspieler kann man kaum in einen Film stopfen: Jennifer Aniston, Scarlett Johansson, Drew Barrymore, Jennifer Connelly, Ben Affleck und als Zugabe in einer kleinen Nebenrolle auch noch Kris Kristofferson -das ist wie ein abgefilmtes Promi-Magazin. Und entsprechend wird der Film auch wahrgenommen: Selbst bei Spiegel Online war von der Premiere zu lesen, dass Scarlett Johansson bei der Premiere mit dunklem Haar und schulterfreiem Kleid Jennifer Aniston „eindeutig getoppt“ habe. Es wäre interessant, zu erfahren, wie viele Frauen und wie viele Männer solch einen Artikel anklicken -- und damit wäre man schon beim Thema des Films, denn während Männer sich solch ein schulterfreies Kleid und seinen Inhalt gerne ankucken, lesen und reden die Frauen lieber darüber. Sie lesen offensichtlich auch solche Bestseller wie „He‘s Just Not That Into You“ von Greg Behrend und Liz Tuccillo, der davon handelt, dass Frauen und Männer ganz verschiedenes mit dem meinen, was sie sagen. Dies ist zwar keine besonderes originelle These, aber Behrend und Tuccillo sind Autoren bei der Fernsehserie „Sex and the City“, und so kann man bei diesem Erziehungsratgeber eher auf amüsant erzählte Beispiele als auf wissenschaftlich fundierte Fakten rechnen. Aus solchen Episoden wurde nun die romantische Komödie „Er steht einfach nicht auf dich“ gezimmert .Darüber, dass Frauen und Männer verschiedene Sprachen sprechen, hat es ja schon viele gute Komödie gegeben.

Aber der Film dekliniert diese Grundsituation leider erschöpfend durch und zerfasert so zwangsläufig in eine Reihe von Mini-Beziehungsdramen, von denen sich der Film für keines genug Zeit nimmt, damit es das Publikum berühren oder auch nur interessieren könnte. Die beiden Autoren sind zu sehr der Dramaturgie einer Fernsehserie verhaftet, und so fehlt ein emotionales Zentrum, und das ist in einem Film, bei dem pausenlos über Gefühle geredet wird, weit fataler als etwa bei einem Ballerstreifen für große Jungs. Alle Figuren werden auf die Symptome und Ticks reduziert, die die Thesen der Autoren illustrieren sollen. So wird bei keiner Figur und in keiner Situation versucht, sie auch nur ansatzweise komplex oder widersprüchlich zu zeichnen, und dadurch wirkt der Film schnell mechanisch. Am ehesten kann noch die von Ginnifer Goodwin (im “mädchenhaften Minikleid in Orange“, so noch mal Spiegel Online von der Premiere) in der Rolle von Gigi als Hauptprotagonistin angesehen werden. Sie macht grundsätzlich alles falsch, was frau nur falsch machen kann, und wirkt im Laufe des Films bei ihrer Suche nach dem richtigen Mann immer hysterischer. Die beiden Autoren konnten sich offensichtlich nicht entscheiden, ob sie eine komische Figur oder aber die sympathisch, romantische Heldin sein sollte, und so wird sie auf der Leinwand nie zu einer sympathischen Figur, der man etwa ein Happy End wünschen würde.

Aber das wäre ja alles zu verzeihen, wenn es ein paar gute Lacher in dieser Komödie geben würde. Aber auch hier steht den Autoren wieder ihr eigenes Buch im Wege, und so gibt es statt witziger Dialoge viele vertrauliche Gespräche unter den Frauen, bei denen eine von ihnen dann in einem Monolog die Situation analysiert. Eine gute Pointe gibt es aber dann doch: Jennifer Connelly verzeiht als Ehefrau ihrem Mann eine Affäre, lässt sich dann aber scheiden, nachdem sie herausfindet, dass er heimlich raucht. Soviel zum Stand der Geschlechterpolitik in den USA!. WILFRIED HIPPEN