neues leihrad-system
: Zu früh für Hamburg

Die Leihfahrräder für Hamburg sind eine feine Idee. Auch, dass sich die Stadt finanziell daran beteiligt, ist uneingeschränkt zu loben. Trotzdem muss man fragen, ob Hamburg für eine solche Maßnahme, die ja ein Service sein soll, schon reif ist: Da ist einmal die gedanken- bis lieblose Anlage der Radwege, die gern mal im Nichts verschwinden, den Radler im 90-Grad-Winkel auf die Straße schleudern oder unmittelbar vorm Bus-Ausstieg verlaufen.

KOMMENTAR VON PETRA SCHELLEN

Noch dazu sind die Radwege in einem bundesweit einmalig desolaten Zustand: Sie werden selten gewartet, sind oft von Baumwurzeln durchbohrt oder von Buschwerk bis zur Unbefahrbarkeit überwuchert.

Abgesehen davon fehlt in der Hansestadt jegliche Akzeptanz des Radfahrers als gleichberechtigter Verkehrsteilnehmer. Im Gegenteil: Der Radler – egal, ob im konkreten Fall „Rowdy“ oder nicht – ist der erklärte Feind aller anderen Parteien und wird entsprechend behandelt: von Fußgängern aller Altersgruppen angepöbelt, von Autofahrern geschnitten. Zugeparkte Radwege sind Standard.

Solange das so ist, scheint es zu früh für ein Rad-Leihsystem, das gerade Touristen zum Touren durchs schöne Hamburg animieren soll. Der Kontakt sowohl mit den Wegen als auch mit der Bevölkerung würde die Erfolge der Tourismus-Werbung schnell zunichte machen.