Wasserkraft – ökologisch optimiert

Historisches Wasserkraftwerk im südbadischen Singen wird reaktiviert. Investoren können ab 2.500 Euro einsteigen. Zwei Verlustjahre und fünf Prozent Rendite

Wer einen Anteil an einem Wasserkraftwerk erwerben will, muss oft lange suchen – denn anders als in den Bereichen Wind und Sonne sind die Projekte dünn gesät. Ein Grund dafür sind die langwierigen wasserrechtlichen Genehmigungsverfahren.

Umso interessanter ist ein Projekt, das in diesen Tagen in Singen im Landkreis Konstanz gestartet wurde. Ein historisches Wasserkraftwerk im Zentrum der Stadt, das vom städtischen Energieversorger in den 70er-Jahren stillgelegt wurde, soll im kommenden Jahr restauriert wieder ans Netz gehen. Projektiert, gebaut und betreut wird die Anlage von der örtlichen Solarcomplex GmbH. Solarcomplex hat mit der Stadt Singen einen Pachtvertrag für die notwendigen Gebäude und Grundstücke auf der Singener Musikinsel abgeschlossen, um in den kommenden Monaten 600.000 Euro in die dortige Wasserkraftanlage investieren zu können. Davon soll die Hälfte über Kommanditisten eingeworben, der Rest über ein Darlehen der Kreditanstalt für Wiederaufbau finanziert werden. Mit dem Geld werden neue Turbinen, Generatoren und Regler eingebaut, um voraussichtlich ab dem ersten Quartal 2004 jährlich 700.000 Kilowattstunden aus der Aach gewinnen zu können. Der Fluss erreiche eine sehr gleichmäßige Wasserführung von 7 bis 9 Kubikmetern pro Sekunde.

Bene Müller, Geschäftsführer von Solarcomplex, hebt hervor, dass das Projekt „richtungsweisend für ökologisch optimierte Wasserkraftanlagen“ sei. Denn durch den Bau einer Fischtreppe und einer rauen Rampe werde die Durchlässigkeit für alle Wasserlebewesen verbessert. Das Institut für Wasserbau der Universität Stuttgart begleite das Projekt wissenschaftlich. Der erzeugte Strom wird künftig ins Netz des Gas- und E-Werks Singen eingespeist und mit voraussichtlich 8,17 Cent je Kilowattstunde vergütet. 7,67 Cent davon sind gesetzlich laut Erneuerbare-Energien-Gesetz über einen Zeitraum von 20 Jahren garantiert, ein Aufschlag von 0,5 Cent ist durch den örtlichen Stromversorger zugesagt. Das Gas- und E-Werk Singen will den Strom anschließend als spezielle Ökostrom-Marke im eigenen Netzgebiet verkaufen.

Solarcomplex rechnet mit einer Rendite von etwa 5 Prozent pro Jahr sowie der Zuweisung von steuerlich wirksamen Verlusten in Höhe von etwa 50 Prozent der Einlage für die Jahre 2003 und 2004. Bereits für 2005 ist eine erste Ausschüttung geplant. Interessenten können Anteile ab 2.500 Euro in freier Stückelung zeichnen.

Abweichend von den meisten vergleichbaren Kommanditgesellschaften wurde in Singen eine besondere Regelung für die Zeit nach Ablauf von 20 Jahren getroffen. Hintergrund: Die beiden örtlichen Initiatoren des Projektes, Titus Zahn und Klaus Jorde, stellen der Gesellschaft das Wasserrecht unentgeltlich zur Verfügung. Im Gegenzug wurde ihnen daher ein Optionsrecht eingeräumt, das sie zum Ende des Jahres 2024 ausüben können, also zeitgleich mit Auslaufen der garantierten Einspeisevergütung. Die beiden Gründungsgesellschafter haben dann die Möglichkeit, die Anlage zum prognostizierten Restwert von 100.000 Euro zuzüglich Mehrwertsteuer zu übernehmen. Machen die beiden von ihrem Optionsrecht keinen Gebrauch, so kann die Komplementär-GmbH, also Solarcomplex, die Anlage übernehmen. Lehnt diese auch ab, wird die Gesellschaft in der bestehenden Form fortgesetzt.

BERNWARD JANZING

Solarcomplex GmbH, Ekkehardstr. 10, 78224 Singen, Tel. (0 77 31) 78 95 47, www.solarcomplex.de