Bögers Schulpredigt

Senator kritisiert Klassenräume, die „zum Himmel stinken“, und spricht Lehrern „Hochachtung“ aus

Schulsenator Klaus Böger (SPD) hat eine Woche vor Beginn des Schuljahres die schlechten baulichen und hygienischen Bedingungen in vielen Berliner Schulen kritisiert. „Wir können nicht Zukunft vermitteln in Räumen, die zum Himmel stinken“, sagte Böger in einem dpa-Gespräch. Der Lehrerschaft sprach Böger seine „persönliche Hochachtung“ aus, dass sie trotz dieser und zahlreicher anderer Konflikte in der Schul- und Tarifpolitik „nicht in innere Emigration und Krankheit geflohen ist“.

Die Zahl der Dauerkranken habe sich nicht verschlechtert. Mit 6,7 Prozent sei der Krankenstand der Pädagogen laut jüngster Statistik nicht auffällig innerhalb der Quote in öffentlichen Verwaltungen Berlins. Böger widersprach der Auffassung des Vorsitzenden der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW), Ulrich Thöne, der kürzlich von der „geballten Faust“ in den Taschen sehr vieler Lehrer, unter anderem wegen des ungelösten Tarifkonflikts mit dem Senat, gesprochen hatte. Der Alltag in den Schulen, auch die Schüler selbst seien viel komplizierter als früher, sagte Böger weiter. Die Schule müsse immer mehr ungelöste Probleme der Gesellschaft bewältigen. Dies sei durch die Bedingungen erschwert. „Mitte der 90er-Jahre begann in Berlin das Sparen an der Ausstattung, und heute sehen manche Schulen nicht wie Schulen, sondern wie Abbruchunternehmen aus.“ Dies könne nicht auf Dauer hingenommen werden, denn „die Zukunft auch in unserer Gesellschaft beginnt jeden Morgen um 8 Uhr in unseren Schulen“.

Böger appellierte an Gewerkschaft, Schulpolitiker, Lehrer, Eltern und Schüler, „von den ständigen Schimpfkanonaden abzulassen und gemeinsam eine produktive Auseinandersetzung zu führen“. Allerdings schränkte er ein: „Viel zusätzliches Geld darf es nicht kosten.“ DPA