Zu ändern wäre mancherlei

betr.: „Bürger, Proleten und Polente“ (Märkisches Museum), taz vom 1. 8. 03

Das Sommerloch kennt keine Gnade. Und so machte sich ein wackerer Redakteur auf, es zu stopfen. Mutig überwand er den Schrecken des steinernen Rolands vor der Tür, irrlichterte gelangweilt durch die vornehmlich uralte Geschichte und hätte doch lieber wenigstens spritziges Audio genossen bei der Hitze, als ganz alleine durch 25 Gucklöcher des Kaiserpanoramas gleichzeitig zu schauen. Von erst vor 1900, das Ding! Und dann auch noch zeitgenössische Stereobilder! Nein, das ist zu viel. Niemand erklärt einem was, und da, wo man selbst begreift, enttäuscht die Geschichte: Hätten die damals vor 1451 den Rohbau des Stadtschlosses irgendwie besser geflutet – oder länger, oder was? –, dann hätte es vielleicht am Ende doch etwas geholfen …

Schön aber, dass wir gemeinsam hoffen können. Worauf? Dass Hoffmans Museum zum 100sten in altem Glanz erstrahlt? Aber, wäre das denn nun hipp? Na ja, dann gibt es vielleicht wenigstens Audio, wo jemand einem etwas erklärt. Die alten Reliquien zum Beispiel in der Gotischen Kapelle, ein für das späte Meisterwerk des Stadtrats Ludwig Hoffmann übrigens zentrales Ausstellungsensemble. Diese Reliquien – eigentlich handelt es sich ja um bedeutende Bild-werke der Berliner gotischen Holzplastik – standen nämlich bei Hoffmann schon an dieser Stelle. Nun, nach ihrer Restaurierung, stehen sie schon wieder da herum. Und auch 2008, zum 100sten, werden sie noch da sein. Nicht video, nicht audio, sondern ganz real. Das ist nun leider wirklich nicht zu ändern.

Zu ändern wäre allerdings mancherlei. Zum Beispiel die Tatsache, dass die zu Recht unter denkmalpflegerischen Aspekten konzipierten Bauarbeiten zur Rekonstruktion eines der bedeutendsten Denkmäler europäischer Museumsarchitektur nicht immer wieder der als Sparzwang bemäntelten Ignoranz des zuständigen Senators zum Opfer fallen. Vielleicht sollten auch Sie, lieber Herr Rosenkranz, einmal ein Wörtlein mit Herrn Strieder reden, denn auf einer Baustelle können keine (zudem No-budget-)Ausstellungen gemacht werden, in denen Museumshasser ihren verlorenen Lokalstolz wiederfinden. Und auch entleerter Sinn beginnt dann wieder sich zu füllen … ALBRECHT HENKYS

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