Mini in der Folterbox

Tierversuchsgegner starten neue Kampagne für mögliche Alternativen bei Laborversuchen. Der Berliner Verein wird dabei von einer Werbeagentur und einem Werbeflächenvermieter unterstützt

von CHRISTIN GRÜNFELD

Das Model heißt Mini und musste beim Fotoshooting leiden, stellvertretend für seine Rasse und tausende anderer Versuchstiere. Der Hund ist ein Beagle, lebt in einer Werbeagentur und hat es eigentlich sehr gut. Ganz im Gegensatz zu vielen seiner Artgenossen. Denn Beagle sind sehr geduldig und verfügen über einen doppelten Stoffwechsel. Das macht sie für die Forschung sehr interessant, weil Reaktionen in ihren Körpern viel schneller ablaufen. Das spart Zeit und Geld – bei Tierversuchen. Und Beagle werden daher in den Laboren gern gesehen.

Allerdings nicht von den „Tierversuchsgegnern Berlin und Brandenburg“. Der Verein hat daher gestern seine neue Kampagne gestartet. Auf die Plakate gesetzt wurde „Mini“ von der Werbeagentur Röhrich Pfundt, die von dem Verein um Mithilfe gebeten wurde. „Beim Gassi-Gehen mit Mini haben wir vor kurzem einen befreiten Labor-Beagle kennen gelernt“, erklärt Kristina Pfundt. „Der war sehr verstört und apathisch.“ So sei die Idee gekommen, den Agentur-Beagle auf das Poster zu bringen – und das auch noch kostenlos.

Auf Gebühren verzichtet auch die Wall AG, die seit gestern 350 ihrer Citylight-Plakate, überwiegend an Wartehäuschen der öffentlichen Verkehrsmittel, zur Verfügung stellt. Mehrere zehntausend Euro hätte der Werbeflächenvermieter dafür von kommerziellen Kunden einnehmen können. „Wir bekommen täglich etwa fünf Anfragen nach kostenloser Überlassung von Flächen“, sagt Beate Stoffers, Sprecherin der Wall AG. Regelmäßig würden daraus karitative oder kulturelle Projekte ausgewählt. Hinter dieser Kampagne gegen Tierversuche stehe die Firma hundertprozentig, sagt Stoffers, denn hier gehe es darum, auf Alternativen aufmerksam zu machen.

Die gibt es zwar, sie werden aber bisher kaum angewandt. „Tiere werden in Deutschland nach wie vor auf brutalste Weise gefoltert“, sagt Brigitte Jenner, Vorsitzende der Tierversuchsgegner. Sie würden verbrüht, mit Krankheiten und Giften infiziert, ihre Organe zerstört, abgebunden oder entnommen, Glieder mit Gewalt gebrochen und Nerven freigelegt, zerschnitten und mechanisch oder elektrisch gereizt. Ein wahres Horrorkabinett zählt Jenner auf.

Alles, was der Mensch einnimmt, ge- oder verbraucht, wird grundsätzlich vorher an Tieren getestet. „Oft nur aus versicherungstechnischen Gründen“, meint Jenner. Das seien somit reine Alibis. Die Plakatkampagne propagiert daher alternative Testverfahren, bei denen Versuchstiere etwa durch Zellkulturen oder künstliche Haut mit funktionierenden Talgdrüsen ersetzt werden. „An der Charité wurden Methoden entwickelt, mit isolierten Organen von Schlachthoftieren zu arbeiten“, berichtet Jenner. Das werde aber in der Praxis nicht umgesetzt. Die Politik sei sich zwar einig, alle Parteien für die Minimierung der Tests auf das Nötigste im medizinischen Bereich. Und am Tag des Versuchstieres, am 24. April, habe Bundesverbraucherschutzminsterin Renate Künast (Grüne) versprochen, aktiv zu werden – allerdings ohne Konsequenzen, so Jenner.

Infos im Internet unter: www.tierrechte.de/berlin-brandenburg