schurians runde welten
: Hochwasserbesieger

„Beim FC Schalke ging es nie um die Gründe, warum ich schlecht spiele.“ (Viktor Agali)

Der Sommer, in dem ich Weltmeister wurde, war verregnet wie dieser. Im Garten wuchs der Rhabarber hoch wie Saurierpflanzen, fast konnte ich dran hochklettern. Dann fielen wieder dicke Tropfen, ich lief den Kopf im Nacken durch den Garten – Sommerregen lässt dich schneller wachsen, kleiner Mann. Irgendwer machte mich das Glauben. An den Fußball kann ich mich kaum erinnern. Das Endspiel gewannen wir Kinder am weißen Fernseher ohne die Eltern, sie besuchten Segelflieger, kamen aber auch glücklich zurück.

Nur die unberechenbare Wasserschlacht im Waldstadion, der rührende Fleiß der Männer hinter Schaumstoffwalzen, das hat sich eingebrannt, eingenässt. Auch wenn die Polen in Frankfurt besser waren – in einem Zigarrenrauchbüro an der Hauptstraße trat ich einem Fußballverein bei, alle Jungen wollten Weltmeister werden.

Dieser Sommer ist genauso, in Mitteleuropa hätte Deutschland gewiss gewonnen, im Süden hatten sie keine Chance. 1974 trat sogar Köln in den Ausstand, ein Komitee gegen den Dauerregen wurde gebildet. Die Bundesregierung – gerade war der erste Hochwasserbezwinger zum Bundeskanzler geworden – wurde aufgefordert, Maßnahmen einzuleiten, um den Sommer zu verbessern.

Fußball konnten sie damals bei jedem Wetter spielen. Dabei ist der so abhängig davon, ein Freiluftsport. Auf trockenen Plätzen wird gefummelt, Abschläge tippen über Abwehrreihen, keine Grätschen, Stutzen runter, trinken. Im satten Grün Mitteleuropas wird gekämpft, gefallen, längs gespielt – es braucht weniger Technik, der Rasenteppich beruhigt den Ball ganz von allein. Schließlich der Matsch- und Pfützenfußball: Gerne hintenrum, keine Wasserscheu, Raufballspieler. Alle stapfen dem Ball hinterher, die Kugel wird mit wüsten Tritten nach vorne befördert. Da hilft dann der liebe Gott, damals hieß der Müller Gerd.

16.7. Bochum – Münster

Muss mal wieder einen Fußballtraum loswerden. Komisch. Jochen Abel kenne ich nur vom Hörensagen, in meinem Oberstübchen sieht der Bochumer Gerd Müller trotzdem aus wie Marios Alberto Kempe. Wir haben also Freistoß, Abel scherzt mit den Abwehrspielern in der Mauer, wir gehen in Führung und ich wache auf.

Wie viele Treffer in Telgte fallen werden? Heute um 19 Uhr messen sich im Wallfahrtsort der VfL Bochum und Preußen Münster im Freundschaftsspiel. Am Samstag Mittag feiern die Preußen Saisoneröffnung im Kino Cineplex. In zwei Wochen startet dann die Regionalliga in Münster mit dem Gastspiel von Fortuna Düsseldorf. Als besondere Leckerei wird das Abstiegsvermeidungsspiel gegen Wattenscheid 09 gezeigt. Indoor.

CHRISTOPH SCHURIAN