Alle neune aus dem Norden

Leichtathletikverband übergibt Vorschlag für Olympiamannschaft an das NOK. Voraussichtlich dürfen neun Athleten aus Norddeutschland dabei sein. Und HSV-Fußballerin Sarah Günther darf mit den Weltmeisterinnen in Athen um Gold kicken

Für Weitspringer Nils Winter könnte es gerade noch bis Athen reichen

Von Marc-André Rüssau

Der Deutsche Leichtathletik-Verband (DLV) hüllt sich in Schweigen. Gestern hat der Verband dem NOK seine Vorschläge für die Olympiamannschaft mitgeteilt. Anders als in den vergangenen Jahren darf sonst aber noch niemand wissen, welche Sportler der DLV nach Athen schicken will. Schließlich könnte sich das NOK – das ja die Nominierungsautonomie hat – sonst zum Abnicker degradiert fühlen.

Große Überraschungen wird die Zusammensetzung der Olympiamannschaft dennoch kaum bieten. „Der Vorschlag ist der, mit dem alle gerechnet haben“, lässt DLV-Pressesprecher Eberhard Vollmer durchblicken. Also die Athleten, welche die Olympianorm des IOC erfüllt haben. Dazu noch zwei oder drei Sportler, die der DLV trotz schlechterer Ergebnisse in Athen will, wie Marathonläuferin Sonja Oberem, die nur um wenige Sekunden an der Norm scheiterte. Demnach dürfen voraussichtlich neun Leichtathleten aus dem Norden den Flug nach Athen antreten, um dabei zu sein, was bei Olympia bekanntlich alles ist.

Hamburg kann mit Ingo Schultz 400 Meter lang mitfiebern: Der Diplom-Elektrotechniker, Vize-Weltmeister und Europameister, gehört zu den Sportlern mit Finalchancen. Gerade noch so gereicht hat es wohl für den Buxtehuder Nils Winter, der aus Frust über die schlechten Trainingsbedingungen Hamburg im vergangenen Herbst den Rücken kehrte.

Bei der Deutschen Meisterschaft in Braunschweig am Wochenende hätte der Weitspringer eigentlich Erster werden müssen, um das Ticket sicher in der Tasche zu haben. Er wurde Zweiter – und erfüllt damit eigentlich die Internationale Olympische Norm nicht. Die findet der DLV aber sowieso zu hoch, und so will er Winter trotzdem in Athen starten lassen. Auch Weitspringerin Bianca Kappler trainierte bis vor kurzem noch in Hamburg und erfüllte die Olympianorm schon vor der Deutschen Meisterschaft, bei der sie Zweite wurde.

Detlef Bock stößt die Kugel für Niedersachsen. Der 125-Kilo-Mann aus Berlin und deutscher Hallenmeister von 2002 trainiert seit vergangenem Jahr in Wolfsburg. In derselben Disziplin erfüllte Nadine Beckel vom Schweriner SC die Olympianorm. Die 27-jährige Polizeibeamtin wurde bei den Deutschen Meisterschaften allerdings nur Dritte. Der Rostocker Soldat Torsten Schmidt scheint einen Platz bei den Diskuswerfern sicher zu haben. Mit der Rostockerin Ulrike Maisch und der Braunschweigerin Luminita Zaituc ist der Norden beim Marathonlauf stark vertreten.

Hoffnung der deutschen Hammerwerferinnen ist Andrea Bunjes vom ostfriesischen SV Holtland. Mit dem Sieg bei den Meisterschaften in Braunschweig empfahl sich die 28-jährige Bankkauffrau auch für eine Medaille in Athen.

Am Montag wird die deutsche Olympiamannschaft offiziell vorgestellt. Dann wird sich zeigen, ob DLV oder NOK doch noch Überraschungen bereithalten. Die Fußballerinnen sind übrigens weniger verschwiegen: Sarah Günther vom HSV darf sich freuen, von Bundestrainerin Tina Theune-Meyer in den Olympia-Kader des Weltmeisters berufen worden zu sein.