Proteste bei Daimler
: Alle Bänder stehen still ...

Mehr als tausend Beschäftigte des Harburger DaimlerChrysler-Werks haben sich gestern am bundesweiten Protest gegen das Kostensenkungsprogramm und die Abwanderungsdrohungen des Autoherstellers beteiligt. Der Betriebsrat hielt „Sprechstunden“ während der Schichten in einer Werkshalle ab. „Wir konnten die vielen Fragen nicht mehr einzeln beantworten“, erklärt der stellvertretende Betriebsratsvorsitzende Norbert Dehmel. Darum sei die Arbeitnehmervertretung „vor Ort“ gegangen, um die Beschäftigten insgesamt zu informieren. Währenddessen standen die Bänder still. Rund 1350 Mitarbeiter haben sich nach Einschätzung des Betriebsrates an der Aktion beteiligt. Auf Grund der Friedenspflicht dürfen die Beschäftigten keine Warnstreiks abhalten. Besuche beim Betriebsrat sind jedoch jederzeit möglich, wenn sich die Werktätigen zuvor bei ihren Vorgesetzten abmelden.

Der Betriebsrat sprach wegen der angedrohten Sparpläne von einer „schlechten Stimmung“ in der Belegschaft des Hamburger Werks, in dem insgesamt 2630 Mitarbeiter Achsen, Lenksäulen und Nockenwellen fertigen. DaimlerChrysler hatte angekündigt, aus Kostengründen die Produktion der neuen C-Klasse möglicherweise vom Stamm-Werk in Sindelfingen nach Südafrika und Bremen zu verlagern. Das Vorgehen ziele eindeutig auf eine „Entsolidarisierung“ der Belegschaft, kritisiert der Hamburger Betriebsrat.

Die bundesweiten Proteste wertet der Bezirksleiter der IG Metall Küste, Frank Teichmüller, als „klares Zeichen, dass die Kollegen von Daimler sich nicht gegeneinander ausspielen lassen“. Der Harburger Betriebsratsvorsitzende Günther Dammann betonte gestern: „Es geht hier nicht um Sindelfingen oder Bremen, sondern darum, ob der Vorstand Manchester-Kapitalismus oder Sozialpartnerschaft will.“ mac

ausführliche berichte SEITEN 1, 3