Unverbindliches Gedudel

Betr.: „Bremer hören öffentlich“, taz vom 23.07.03

Erfreulich für Radio Bremen, dass die HörerInnen dem öffentlich-rechtlichen Sender den Vorzug gegenüber den „Privaten“ geben. Aber sagt das schon etwas über die Qualität aus? Oder über vermutete beziehungsweise unterstellte Hörgewohnheiten? Leichtes, Seichtes, Lautes und Plattes mit viel nerviger Werbung bringen sie (fast) alle. Dazu oft atemberaubend dümmlichen Wortmüll, was fürchterlich im Koppe brummt und zum sofortigen Abschalten nötigt. Im „unformatierten“ Zeitalter gab es regional noch Alternativen.

Nun zum NordwestRadio: Als ehemaliger Radio-Bremen-2-Fan vermisse ich schmerzlich Sendungen wie das „Journal am Morgen“ mit gut recherchierten Kultur- und Politikbeiträgen, qualifizierten Theater-, Buch- und Musikrezensionen. Es läuft tagsüber unverbindliches Gedudel, zu wenig gutes Wort – kein Radio zum Zuhören.

Nur 0,6 Prozent HörerInnen gegenüber drei Prozent zu Zeiten von Radio Bremen 2 sprechen Bände. Seltsam zudem, warum sich die Akzeptanz des NW-Radios Media zufolge von Bremen auf Niedersachsen verlagert. Sind wir denn alle doof und merken etwas nicht? Warum sonst haben die Verantwortlichen im Sender so wenig Mut zu einem Kulturprogramm mit einem Markenzeichen ähnlich dem von RB 2? Deutlich verbessert, und das versöhnt fast wieder, hat sich das Abend- und Sonntagsprogramm. Viel zusammenhängendes Konzert, Feature, Hörspiele. Auch das muss einmal gesagt werden, so ist das Radio zum Zuhören, nur der Jingle vor den Nachrichten stört. Wieland von Hodenberg, Bremen