Unis dürfen dicht machen

Die Wissenschaftsverwaltung hat den Universitäten Zulassungsbeschränkungen für 15 weitere Fächer genehmigt. Damit sind 92 Prozent aller Studiengänge dicht. Asta rät Bewerbern zur Klage

von NICOLAI KWASNIEWSKI

Japanologie und Sinologie sind weiterhin für jeden Abiturienten zugänglich – perfektes Japanisch bzw. Chinesisch vorausgesetzt. Alle anderen Studiengänge an der Freien Universität Berlin unterliegen ab kommendem Wintersemester einer Zulassungbeschränkung. Bei der Humboldt-Universität sind es noch 7, an der Technischen Universität 9 Studiengänge ohne Zulassungsbeschränkung.

Als Antwort auf die Sparpolitik des Senats hatten die drei großen Berliner Universitäten zeitgleich zum Wintersemester 2003/2004 einen flächendeckenden Numerus clausus (NC) beschlossen. Die Begründung: Aufgrund der anhaltenden Kürzungen sahen sich die Hochschulen außerstande, noch mehr Studienanfänger aufzunehmen.

In einer ersten Entscheidung hatte die Senatswissenschaftsverwaltung die Anträge zur Einführung eines NC für 33 Uni-Fächer allerdings wieder abgelehnt. Die Universitäten erhoben Einwände und bekamen jetzt teilweise Recht. Genau 18 Studiengänge sind noch frei zu studieren. Bei rund 215 Studiengängen an den drei Hochschulen sind das knapp 8 Prozent. „Relativ großzügig“ habe die Verwaltung über die Anträge entschieden, sagte die zuständige Referentin Brigitte Reich. Sie schränkte allerdings ein, dass die feste Anzahl von Studienplätzen „möglicherweise nicht gerichtsfest ist, falls sich Studenten einklagen“.

Genau das wird nach Meinung der Allgemeinen Studentenausschüsse an allen drei Unis auch passieren. Jacek Darlinski vom ReferentInnenrat der Humboldt-Universität zu Berlin rät Studienbewerbern sogar zum Klagen: „Wir vom Referat helfen Studienanfängern gerne dabei.“ Er hält die Einführung des NC, zusammen mit Studienkonten und drohenden Studiengebühren, für den Anfang eines Umbaus der HU zu einer „elitären Bildungseinrichtung“. Mit vielen klagenden Studienwilligen hätte das Referat „eine Menge Freude“ daran, der Universitätsverwaltung ein wenig „Feuer unterm Hintern“ zu machen, so Darlinski.

In den Pressestellen der Unis wusste man derweil nicht genau zu sagen, welche Fächer nun noch NC-frei sind. Generell hofft man erst mal mit der Zulassungsbeschränkung Bewerber mit schlechtem Abitur abzuschrecken, einklagen werde sich schon nicht jeder, so der Tenor.

Dass die Aufregung insgesamt recht moderat ausfällt, liegt daran, dass es schon bisher nur wenige Fächer ohne Zulassungsbeschränkung gab. Da Berliner Abiturienten mit im Schnitt 2,7 in der Regel schlechtere Noten haben als der Bundesdurchschnitt, könnten sie, so wird befürchtet, von den neuen Hürden besonders betroffen sein. Die Zahl der Studenten in Berlin steigt jährlich dennoch noch weiter an – trotz Zulassungsbeschränkungen, trotz Etatkürzungen.