ausstellung
: Friedenspolitik im Nebenraum

Die Augen des Soldaten sind weit aufgerissen. Aus seiner Nase läuft ein Rinnsal Blut, seine Hand umklammert eine der alten Stielgranaten. Unter dem Foto des Toten ist „Gefallen an der Ostfront“ zu lesen. Daneben weitere Momentaufnahmen mit Leichenhaufen, Dreck und Explosionen. Die Bilder von den Schlachtfeldern des Ersten und Zweiten Weltkriegs hängen in einem Nebenraum des Historischen Rathauses zu Köln. Zwischen den verwinkelt platzierten Stellwänden sieht man gebügelte Ausgehuniformen der Bundeswehr und Betrachter mit ergrautem Haar, die sich stumm an die Tage, in denen diese Bilder entstanden sein müssen, erinnern. Vereinzelt bleiben junge Menschen vor den Fotos stehen.

„Diese Ausstellung fordert die Bereitschaft zur Auseinandersetzung mit unserer Vergangenheit – was in unserer Häppchenkultur nicht jedem leicht fällt“, sagte Stadtdirektor Herbert Winkelhog am Donnerstag zur Eröffnung der Ausstellung „Aus der Geschichte lernen“ im Historischen Rathaus. Auf 300 Fotos, Zeitdokumenten und Karten will der Volksbund Deutscher Kriegsgräberfürsorge die Erinnerung an die Schrecken der jüngeren europäischen Vergangenheit wachhalten. Und damit, so Winkelhog, „den Betrachter von der Notwendigkeit einer aktiven Friedenspolitik überzeugen“.

Der Volksbund pflegt in 44 Ländern über zwei Millionen Gräber von Gefallenen. Er arbeitet mit der Suche nach Vermissten, deren Identifizierung und Bestattung die langen Schatten der beiden Kriege auf und versucht gleichzeitig, mit Jugendarbeit künftigen Schreckenszenarios entgegen zu wirken. „Wir gehen mit unseren Ausstellungen zu den jungen Menschen in die Schulen und Universitäten“, so Wolfgang Esch, Vorstandsmitglied des Volksbundes. Insgesamt 15 mobile Ausstellungen wie die im Kölner Rathaus hält der Volksbund bereit. Seit 1953 werden Jugendlager organisiert und es gibt Begegnungsstätten im europäischen Ausland.

Deswegen dürfte Esch hoffen, dass nicht nur Grauröcke die Ausstellung besuchen. Winkelhog rechnet fest mit Hochzeitsgesellschaften, die sich in den abgelegenen Ausstellungsraum verirren. TOBIAS HAUCKE

„Aus der Geschichte lernen“: Ausstellung im Historischen Rathaus Köln, noch vom 19. bis 21. Juli, 8-16 Uhr