Die Wärme von Mutter Erde

Erdwärme ist ein wichtiges Instrument im Konzert der Erneuerbaren Energien. Beim Anbohren der Erdkruste kann es zu Problemen mit Grundwasserleitern kommen. Motiv vieler Anwender ist der Wunsch nach einer autarken Energieversorgung

VON LISA FRANKENBERG

Die Nutzung von Erdwärme ist bisher überwiegend im Süden Deutschlands populär. Aber auch der Norden zieht langsam nach. Zunehmend mehr Menschen entscheiden sich dafür, die Erdwärme als Energiequelle zu nutzen, obwohl die Anschaffungskosten eines solchen Systems sehr hoch sind. Hintergrund sind die Prognosen, die in absehbarer Zeit mit stark steigenden Energiekosten rechnen. Auch die immer größerer Abhängigkeit von Energielieferländern, wie sie in jüngster Zeit zu beobachten war, dürfte dazu beitragen, dass sich in Zukunft immer mehr Menschen an den Schritt zur autarken Energieversorgung wagen.

Erdwärme ist eine im zugänglichen Teil der Erdkruste gespeicherte Wärme, die dem Gestein mit bestimmten Technologien entzogen werden kann und so Energie liefert. Meistens wird sie zum Heizen verwendet, mit hohen Temperaturen aus großer Tiefe gewonnen, kann sie aber auch Strom erzeugen. Es gibt verschiedene Methoden, diese Energiequelle anzuzapfen. Welche Methode sich wann am besten eignet, sollte mit einem Fachmann erörtert werden. Das Herz dieser Systeme ist aber immer die Wärmepumpe, welche die Wärme aus der Erde in Wärme höhere Temperaturen umwandeln kann. Vereinfacht wird kaltes Wasser tief in der Erde gepumpt, dort unten erhitzt und wieder nach oben gefördert.

Es wird oft kritisiert, dass die Nutzung der Erwärme schädlich für die Umwelt sein kann, da durch eventuelle unkoordinierte Bohrungen Wasser führende Schichten verletzt werden können und dadurch Schadstoffe in das Grundwasser gelangen können. Die Agentur für erneuerbare Energie hält nichts von einer Verallgemeinerung dieses Risikos. Es bestehe keine direkte Gefahr, allerdings solle jeder der sich für diese Technologie entscheiden möchte, vorher klären, ob der in einem Grundwasserschutzgebiet wohnt, da dann besondere Vorschriften bei der Installation der Erdwärmepumpen zum Tragen kämen.

Grundsätzlich sei es wichtig und unvermeidlich sich vorher umfangreich und individuell zu informieren. Elementar dabei sei die Wahl des richtigen Handwerkers. Um Hilfe und Beratung zu finden, verweist die Agentur auf den Bundesverband der Verbraucherzentrale, der eine umfangreiche Energieberatung anbiete, Ansprechpartner empfehlen könne und sich mit Chancen und eventuellen Risiken auskenne.

In einem Gespräch mit dem Mitarbeiter einer Firma, die spezialisiert ist auf Erdwärme und Wärmepumpen, teilte dieser mit, der Umweltaspekt sei unproblematisch, sogar wenn die Anlagen irgendwann nicht mehr genutzt würden, da die Rohre aus ungefährlichem und haltbarem Kunststoff bestünden und diese Firma, keine Kühlmittel verwende, sondern ein ungefährliches Frostschutzmittel.

Bedenken gegenüber der Erdwärme gibt es aber auch aus geologischen Gründen. Nach tiefen Bohrungen im südbadischen Ort Staufen gab es vor anderthalb Jahren Verwerfungen im Erdboden. Das Erdwärmeprojekt war gestartet worden, um das Rathaus mit Geothermie zu versorgen. Wenige Wochen nach den Bohrungen gab es Risse im Rathaus. Der Erdboden begann sich zu heben. Auch andere Häuser in der Altstadt bekamen Risse. Geologen vermuteten, dass beim Bohren eine Wassser führende Schicht verletzt wurde. Das ausströmende Wasser könnte eine andere Sedimentschicht zum Aufquellen gebracht haben.

Der Schutz der Umwelt, die Angst vor Abhängigkeit, der Wunsch zu sparen – Menschen nutzen die Erdwärme aus unterschiedlichen Motiven. Fragt man die Anbieter und Nutzer der Geothermie, muss man zum Schluss kommen, dass oft alle drei Überlegungen zusammen treffen, doch meist ist es die Angst vor Abhängigkeit in Krisen, die überwiegt. Eine Dame, die ihr Altbauhaus vor drei Jahren auf Erdwärme umgerüstet hat, sagte, sie sei froh, sich damals für die Technologie entschieden zu haben – gerade nach dem kürzlichen Gas-Streit. Außerdem habe sie im Vergleich zu Erdöl eine Kostenersparnis von bis zu 50 Prozent. Sie sei unabhängig und glücklich mit dieser Entscheidung.