Und so weiter, bis…

Das Programmangebot der Glocke für die kommende Saison: überraschungsfrei

Ihre Kündigung vor zwei Jahren war spektakulär: Die künstlerische Leiterin und Geschäftsführerin der Glocke, Ilona Schmiel, gab kund, nach vier Jahren Kampf ums Geld nicht mehr in der Lage zu sein, das Profil des langsam berühmt werdenden Konzerthauses „mit der besten Akustik der Welt“ (Cecilia Bartoli) weiter ausbauen und festigen zu können.

Auch ihrem Nachfolger Thomas Weinsberg gelang in Bremen nicht mehr als eine Stippvisite. Nach nicht einmal einem Jahr gab er auf: kein Geld für die Profilierung der Glocke-Eigenveranstaltungen.

Einen auch in künstlerischen Fragen kompetenten Nachfolger hat man dann gar nicht mehr gesucht, diese Funktion einfach weggespart und eine rein betriebswirtschaftliche Geschäftsführung installiert. Nicht einmal eine eingekaufte künstlerische Beratung soll es in Zukunft geben.

Jörn Entholt von der Hanseatischen Veranstaltungsgesellschaft (HVG) fungiert als Geschäftsführer und verwaltet jetzt allein den um 5,6 Prozent gekürzten Etat von 700.000 Euro. Nur noch 100.000 Euro stehen davon für künstlerische Ambitionen zur Verfügung.

Aber die Glocke hat zuverlässige Sponsoren einwerben können. Und so konnte während der Programm-Pressekonferenz ein Angebot vorgestellt werden, an dem es nichts zu meckern gibt.

Glocke spezial bietet aufregende Abende mit der Fadokünstlerin Cristina Branco, Dieter Hildebrandt und einer musikalisch live begleiteten „Ben Hur“-Projektion.

Glocke vokal als „zentrales Aushängeschild“ (Konzertmanagerin Kathrin Schulze) zeichnet sich aus durch sehr unterschiedliche Herangehensweisen an das Lied als Kunstgattung. Die Jazz Nights sind erfolgreich angelaufen und werden fortgeführt. „Damit erreichen wir neue Besucherschichten“, meint Entholt.

Mit 91-prozentiger Auslastung sind die beiden Reihen Ohrwurm und Familienkonzerte die erfolgreichsten Projekte der Glocke.

Vorerst ist also noch nichts zu merken von der fehlenden Leitung. Denn das jetzige, von Andreas Schulz, Ilona Schmiel und Thomas Weinsberg entwickelte, vom Publikum sehr gut angenommene Konzept bietet eine Erfolg versprechende Basis. Es hieße allerdings, sich Sand in die Augen zu streuen, wenn man glaubt, dass das dauerhaft gut gehen wird.

Ute Schalz-Laurenze