Mitreißender Schwung

Gewinner der Chorolympiade in Bremen stehen fest. Konzert der Sieger zum Abschied

98 Gold-, fast 200 Silber- und Bronzemedaillen wurden verteilt, aber nur elf Ensembles durften sich „Choir Olympic Champion“ nennen. Zehn Tage lang hat’s gesungen und geklungen in Bremen. Die zahlreichen spontanen Auftritte der 350 Chöre aus aller Welt anlässlich der Chorolympiade in der Bremer City überdeckten erfolgreich die kulturpolitische Schieflage einer solchen Großveranstaltung: Es geht vor allem um Tourismus. Das vorgestrige Galakonzert und das gestrige Siegerkonzert kündeten aber auch noch einmal eindrucksvoll vom Niveau der 20.000 SängerInnen.

Im Galakonzert, in dem der Frauenchor „Belle Canto“ aus Canada, der Männerchor „Cantabile“ aus dem deutschen Limburg und das gemischte „Sophia-Ensemble“ aus Schweden auftraten, befiel einen allerdings ein ungutes Gefühl. Der Ehrgeiz in Intonation und Präzision hatte den jungen SängerInnen jegliche Spontaneität ausgetrieben.

Dies war am stärksten der Fall bei den Kanadierinnen, bei denen alles so blitzsauber, aber so vorsichtig intoniert wurde, dass es nur noch langweilig klang und vor allem bar jeglicher Expression war.

Dem Limburger Männerchor gelang es bei aller Geschliffenheit kaum, einen wirklichen interpretatorischen Unterschied zwischen „Liebling, mein Herz lässt dich grüßen“ der Comedian Harmonists und einem Lied von Franz Schubert zu machen.

Etwas freier wirkte da der auswendig singende schwedische Chor, der nach einigen enorm braven Liedinterpretationen viel Pfiffiges und Eigenes darbrachte. So die Verteilung der Stimmen im ganzen Raum, was eine grandiose Intonationssicherheit voraussetzt.

Das Siegerkonzert präsentierte Indonesien (populäre Chormusik), Korea (sakrale Musik a capella), Südafrika (szenische Folklore), China (zeitgenössische Musik), Schweden (Frauenkammerchor), Singapur (gemischte Chöre), Russland (sakrale Musik) und die Vereinigten Staaten (gemischte Chöre). Für Deutschland standen der Frauenchor „Carpe Diem“ sowie die Männerchöre „Cantabile“ und „Cäcilia Lindenholzhausen“ auf der Bühne.

Bei diesem Abschlusskonzert gab es die kleinen Probleme der Gala nicht. Vielleicht trug ja auch die entspannte und begeisternde Atmosphäre in der Halle 5 des Bremer Messegeländes zu den enormen Sangesenergien und dem mitreißenden Schwung der Darbietungen bei.

Ute Schalz-Laurenze