Sandino-Dröhnung

Außer Nicaragua-Kaffee kam in der taz viele Jahre nichts in die Tasse. Selbstverständlich – nein, so selbstverständlich war das nicht. Aus dem Jahre 1988 stammt die Geschichte von einer kleinen Kaffee-Rebellion innerhalb der Belegschaft. Im Mai tauchte in der Kantine in Berlin eine Unterschriftenliste auf – mit der Forderung, die so genannte „Sandino-Dröhnung“ gegen eine magenschonendere Mischung auszutauschen. Den Streit darüber brachte eine Hausmitteilung auf den Punkt: „Ist das persönliche Wohlbefinden wichtiger als die internationale Solidarität?“, wurde in einem taz-intern gefragt. Die Klage aus Westdeutschland schaffte es bis auf den Titel der oppositionellen Zeitung La Prensa – was den Direktor der staatlichen Kaffeevermarktungsgesellschaft Encafe, Armando Jarquín, auf den Plan rief. Schließlich war die BRD seinerzeit der größte Importeur der nicaraguanischen Bohnen. Jarquín bestellte den Verantwortlichen für den Kaffee-Export, Carlos Arguello, und den taz-Korrespondenten Ralf Leonhard zu einem „Klärungsgespräch“ in die Encafe-Zentrale ein. Dort wurde man sich schnell einig: Die Anschuldigungen aus Berlin waren ungeheuerlich – vor allem eine Bemerkung aus dem „taz-intern“: „Das haben wir gern, die Welt verbessern, aber nicht mal akzeptablen Kaffee hinkriegen.“ Weitere Konsequenzen hatte das Treffen nicht. In der taz übte man weiterhin internationale Solidarität, zuletzt mit der Schonkaffee-Variante „Zarter Sandino“. Seit 1996 bevorzugt die Belegschaft „Café Sonrísa“. Der kommt aus Mexiko.  KAB